Freiwillige Aufbauarbeit

Als Jan Leiritz im Juli 2003 nach Guatemala kam und mit dem Aufbau einer Schreinerei begann, gab es dort bis auf eine leere Halle gar nichts, weder Maschinen noch Werkzeug, nicht einmal einen Stromanschluss. Lediglich ein paar Mäuse, die Fangen spielten. Doch der junge Tischlermeister aus dem sächsischen Crimmitschau hatte sich ein klares Ziel gesetzt: In höchstens zwei Jahren wollte er für das Kinderheim eine komplette Schreinerei aufbauen, in der die Jungendlichen Möbel für den eigenen Bedarf herstellen und dabei gleichzeitig einen praktischen Beruf erlernen konnten. Mehrere Monate verbrachte der 27-Jährige damit, Firmen im Land abzuklappern, um nach Geldmitteln und Sachspenden zu fragen. Er startete Spendenaufrufe in Deutschland und bat Freunde um Hilfe.

Heute sieht man, dass sich die Ausdauer gelohnt hat. „Wir haben alle wichtigen Maschinen, einen Stromanschluss und sogar ein neues Werkstattgebäude. Das ist ein riesiger Erfolg!“ Jan Leiritz strahlt und klopft sich die Sägespäne von der Hose. Inzwischen ist die Tischlerei „richtig“ in Betrieb. Jeden Nachmittag nach der Schule arbeitet Leiritz mit einer Gruppe Jugendlicher und bringt ihnen elementare Fertigkeiten des Tischlerhandwerks bei. Die Jugendlichen sollen eine praktische Ausbildung absolvieren können, die sie in die Lage versetzt, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, wenn sie das Heim verlassen.

In Kooperation mit einem Institut in der Hauptstadt, das handwerkliche Berufsausbildungen anbietet und von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit unterstützt wird, soll Theorie-unterricht stattfinden – die Grundlage, um einen staatlich anerkannten Abschluss zu erwerben. Neben der Tischlerei sind noch weitere Werkstätten im Aufbau, unter anderem eine Bäckerei und eine Schneiderwerkstatt.

Neben der Ausbildungsmöglichkeit bringt die Schreinerei dem Heim den wertvollen Vorteil ein, Möbel für den eigenen Bedarf herstellen zu können. So soll der ganze Speisesaal mit Möbeln aus der Schreinerei ausgestattet werden; das sind für über 300 Kinder 40 Tische und 80 Bänke! Jan Leiritz ist optimistisch. „Klar, das ist schon ‘ne Menge, aber mit den guten Maschinen ist es zu machen, und zum Glück sind die Jungs mit unglaublich viel Motivation dabei!“ Neben der Bestuhlung steht auch der Bau eines großen Klettergerüstes auf dem Programm. Gar nicht zu reden von den unzähligen kleinen Aufträgen, die jetzt täglich eingehen.

Der Tischlermeister Jan Leiritz ist als Freiwilliger der Organisation „Nuestros Pequenos Hermanos“, übersetzt aus dem Spanischen „Unsere kleinen Brüder und Schwestern“, nach Guatemala gekommen. Die internationale Hilfsorganisation unterhält in Zentralamerika und in der Karibik Kinderdörfer. Sie wurde 1954 von einem US-amerikanischen Pater gegründet, der in Mexiko Waisenkinder bei sich aufnahm. Heute gibt es in sieben Ländern Kinderdörfer, in denen schon über 15000 Kindern ein Zuhause gefunden haben.

Die Kinder wachsen in familiärer Umgebung auf. Sie erhalten im Heim nicht nur Unterkunft, Essen, Kleidung und medizinische Betreuung, sondern auch eine schulische Ausbildung bis hin zu der Möglichkeit, ein Studium an der Universität zu absolvieren.

Seit der Beendigung des Bürgerkrieges 1996 ist Nuestros Pequenos Hermanos in Guatemala tätig. Anfangs waren es 30 Kinder, inzwischen werden über 340 Kinder betreut. Die Arbeit ist nur möglich durch eine weltweite Gemeinschaft von Förderern, Mitarbeitern und freiwilligen Helfern.

Übrigens werden von NPH Menschen mit handwerklichen Fähigkeiten immer gesucht. Grundkenntnisse in Spanisch und Eigeninitiative sind erforderlich, wenn sich man für ein Jahr oder länger entscheidet. Die Konditionen sind nicht gerade attraktiv: Für den Flug muss der Freiwillige selbst aufkommen, nur die Unterkunft, Verpflegung und ein kleines Taschengeld trägt die Organisation. Es geht um Idealismus, aber eben auch um Erfahrungen, die man unter „normalen“ Bedingungen niemals machen wird. Wer an freiwilliger Mitarbeit interessiert ist, kann per E-Mail Kontakt aufnehmen: volunteers@nphamigos.de

Unsere kleinen Brüder und Schwestern 76137 Karlsruhe Tel.: (0721) 35440-17 Fax: (0721) 35440-22