Der Kunstvolle korpus gehört eigentlich in die Liga des Instrumentenbaus! Lenz Mack zieht hier alle Register, scheut keine handwerklichen Klippen und verbindet mit stilsicherem Auge edel gestreiftes Rüster mit dem derzeit angesagten Schichtstoff Fenix zu einem Hingucker. Der Innenausbau in allerbester Ebenisten-Tradition überzeugt mit gut durchdachtem Stauraum, Geheimfach inklusive. Im Grunde hat er damit die Ernte fast schon eingefahren – eine solche raumhaltige Platte benötigt zur Verwendung als Tisch keine Zarge mehr und zur Vorbeugung ungewollter Durchbiegungen nur einen Distanzhalter zwischen Boden und Korpus. Die Lösung dafür ist ein Gestell aus Stahlrohr, das sich hier allerdings schwer tut, dem Bauch des Holzkörpers zu folgen. Mit dem Problem, Holz und abgewinkeltes Stahlrohr zu fügen, plagte man sich bereits in den Bauhaus-Werkstätten – das kann bei Möbelexperimenten von Marcel Breuer, Mart Stam oder auch von Ludwig Mies van der Rohe studiert werden. Eine raffinierte Strategie, die Sache in den Griff zu bekommen, bestand darin, dem Rohr einen Umweg zu gestatten und zur Verschleierung hier und da noch einen Mehrnutzen, wie etwa einen weiteren Fachboden, einzubauen. Einfacher ist aber, das endlose Rohrgestell nur unter dem schmalen Teil des Korpus zu führen und den großen Schubkasten auskragen zu lassen. Da der Korpus bereits ein in sich stabiles Volumen darstellt, könnte man auch ganz kühn statt des Endlosrohres mit der Vorstellung eines gewundenen und dann starr gewordenen Schlauches arbeiten – die nebenstehenden Skizzen illustrieren die Alternativen. Doch geht es um das Metallgestell ja eigentlich nur am Rande. Der Korpus als Kernstück dieses Meisterstückes ist großartig gelungen!
Prof. Axel Müller-Schöll lehrt an der
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Innenarchitektur und Ausbaukonstruktion.
dds und dem Tischlerhandwerk ist er seit vielen Jahren beratend und als Autor verbunden.