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Ein Azubi, zwei Betriebe

Ausbildung
Ein Azubi, zwei Betriebe

Die Tischlermeister Wilhelm Schmidt aus Hamminkeln und Stefan Nakotte aus Bocholt bilden ihren gemeinsamen Azubi Timo Wehofen in Kooperation aus. Wie das läuft, hat Peter Lindenbeck in Erfahrung gebracht.

Was macht eine Kooperationsausbildung für Betriebe interessant?

Wilhelm Schmidt: Ich bin neben der Arbeit als Tischler und Restaurator zusätzlich mehrere Tage im Monat für die Akademie Schloss Raesfeld als Dozent tätig. Als Kleinbetrieb fehlen mir daher einfach die Kapazitäten, einen Auszubildenden durchgängig zu beschulen. Dennoch ist die Ausbildung für mich ein wichtiges Thema – und ich möchte dem Tischlernachwuchs eine gute Chance bieten. Stefan Nakotte: Wir arbeiten täglich in der Werkstatt und auf Montage. Dadurch können wir Timo vielseitig ausbilden.
Wo haben Sie sich über diese Ausbildungsform informiert?
Wilhelm Schmidt: Wir haben von der Handwerkskammer erfahren, dass die Möglichkeit einer Verbund- oder Kooperationsausbildung besteht. Wir haben uns für die Kooperation entschieden, da es hier weniger feste Vorschriften gibt. Beide Betriebe müssen allerdings die Befähigung zur Ausbildung besitzen. Vorteil für uns ist, dass viele Grundlagen zwischen den beteiligten Partnern verhandelt werden können. Beide benötigen wir ein großes Maß an Flexibilität, das die Kooperationsausbildung uns bietet.
Wie haben Sie die Ausbildung organisiert?
Stefan Nakotte: Der Vertrag ist mit der Tischlerei Schmidt abgeschlossen und wir sind als Kooperationspartner mit aufgeführt. Timo arbeitet zu zwei Dritteln bei der Tischlerei Schmidt und zu einem Drittel bei uns. Wir haben gemeinsam einen betrieblichen Rahmenlehrplan erstellt. Die Planung der Arbeitseinsätze erstellen wir mit einem Vorlauf von rund drei Monaten. Falls es mal zu Engpässen kommt, können wir aber kurzfristig reagieren und anders planen. Lohnzahlungen, Urlaubsansprüche und ÜBL-Zeiten verrechnen wir anteilmäßig.
Die Ausbildung läuft seit sechs Monaten – Ihr erster Eindruck?
Stefan Nakotte: Ich sehe bislang nur positive Effekte. Wir kommen sehr gut miteinander klar. Das liegt sicher auch an unserem Auszubildenden. Timo bringt wichtige Voraussetzungen mit, die für das Gelingen einer Kooperationsausbildung entscheidend sind. Er hat ein Auto und ist dadurch mobil. Außerdem ist er in Bezug auf Arbeitszeiten und oft wechselnde Tätigkeiten sehr anpassungsfähig. Wilhelm Schmidt: Ich habe die Aufgabe übernommen, die Grundlagen für die Organisation der Ausbildung auszuarbeiten. Das hat zu Problemen geführt, die ich im Einzelnen gar nicht alle aufführen möchte. Leider fehlte an dieser Stelle auch ein wenig die Unterstützung durch die Handwerkskammer. Zu guter Letzt habe ich das Vertragswerk nach bestem Wissen alleine verfasst. Hilfreich wären Musterverträge oder Fallbeispiele, damit würde interessierten Betrieben auf jeden Fall der Einstieg erleichtert.
Was können Sie Kollegen raten, die sich für diese Ausbildungs- variante interessieren?
Stefan Nakotte: Vom Azubi wird bei der Kooperationsausbildung ein hohes Maß an Flexibilität verlangt. Dafür ist nicht jeder Bewerber geeignet. Die Partnerbetriebe sollten im Vorfeld ein Konzept für die Organisation erarbeiten – dann kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.
Timo, wie blickst Du inzwischen auf Deine Entscheidung?
Ich bin voll und ganz zufrieden – ich habe nette Chefs, die mir eine sehr interessante Ausbildung ermöglichen. Bei der Tischlerei Schmidt arbeiten wir ausschließlich mit Massivholz und restaurieren Möbel und Bauelemente. Bei der Firma Narkotte bauen wir individuelle Möbel und arbeiten im Trockenbau. Das sind zwei ganz unterschiedliche Aufgabengebiete, die ich beide interessant finde. Ich habe daher nach meiner Meinung bis heute alles richtig gemacht. Interview: Peter Lindenbeck

Hintergrund Ausbildungsinitiative NRW
Nach Auswertung einer umfangreichen Befragung zur Ausbildungsqualität durch den Fachverband Tischler NRW hat ein neu gegründeter Arbeitskreis mehrere Maßnahmen erarbeitet (vgl. Seite 136), dazu gehört auch die Förderung von Ausbildungskooperationen. Derzeit laufen in NRW drei Pilotprojekte, eines stellen wir hier vor. Mitglieder des Arbeitskreises sind Frank Werner, Reinhold Kompernass, Michael Kaiser und Peter Lindenbeck, der dieses Interview geführt hat. www.tischler-nrw.de
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