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Der Retro-Charmeur

Ausbildung
Der Retro-Charmeur

Felix Feser verbindet bei seinem Meisterstück den Charme eines Retromöbels mit der Materialität der Gegenwart. Dabei nutzt er die Möglichkeiten, die die CNC-Technik heute bietet. Peter Litzlbauer ordnet Anmutung und Funktion des skulpturalen Möbels ein.

Prof. Peter Litzlbauer, Staatl. Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Fachbereich Architektur und Design

Mit dem Namen »Turnus« für seinen Schreibtisch kokettiert Felix Feser mit einer turnusgemäßen Wiederkehr eines Möbeltypus der 50er und 60er-Jahre. Charmant nutzt er die damalige Gestaltungsform mit ihren betont stark abgerundeten Ecken als Stilmittel und bereichert sie mit der Technik von heute.
Felix Feser geht noch ein Stückchen weiter, er rundet links und rechts die Korpushöhe halbkreisförmig und überzieht, wie eine zweite Haut, den gesamten Korpus mit einem homogenen 12 mm dicken Mineralwerkstoff. Die umlaufende Schattenfuge unterstreicht diesen Eindruck. Der Korpus ist mit seinen drei Schubkästen symmetrisch aufgebaut. Ein sehr flacher Schubkasten liegt mittig über der Sitz-/Schreibposition und die beiden höheren binden sich nach beiden Seiten mit angesetzten, nach außen führenden Schrägen ein. Konstruktiv greift Felix Feser auf die bewährte Spantenkonstruktion, die man aus dem Segelflugzeugbau kennt, zurück. Die Spanten werden CNC-linear ausgefräst und in den frei werdenden Zwischenräumen sind eigenständige Schubkastenkorpusse eingefügt. Die Leichtigkeit dieser Konstruktion spiegelt sich in der Vorderfront des Tisches wider. Die Idee, die entstandenen Zwickel neben den Schubkästen schwarz zu unterlegen und für technische Spielereien, wie die Verriegelung und den Schalter für ein LED-Paneel zu nutzen, ist gelungen. Als weitere Raffinesse tritt ein eingebauter LED-Paneel auf, der die Tischplatte aus Mineralwerkstoff partiell zum Leuchttisch werden lässt. Diese versteckte Funktion kann Besprechungen an dem Tisch beflügeln und ein Staunen hinterlassen.
Das solitäre Erscheinungsbild dieses Tisches wird durch die nach außen gespreizt angeordneten Holzfüße gesteigert. Ob es hier eines durchlaufenden Stahlrohrkerns zur Standfestigkeit bedarf, möchte man hinterfragen, aber dieser ist ideal für die Kabelführung. Viele ausgereifte Details finden sich – aber wird dieser Schreibtisch den heutigen bürotechnischen Anforderungen gerecht? Ist das Platzangebot für Schreibutensilien und übliche Kommunikationsgeräte ausreichend? Der Tisch wird eher repräsentative Aufgaben erfüllen dürfen.
Der starke Auftritt dieses Möbelobjektes wird durch die hervorragende handwerkliche Ausführung unterstützt und wird sicherlich von jedem Betrachter mit seiner Ausstrahlung besonders wahrgenommen. Es ergeht mir so, dass ich dieses Meisterstück immer nur bestaunen, aber nur schweren Herzens benutzen würde.

Peter Litzlbauer

»Ein Möbelobjekt zum Bestaunen – aber auch zum Arbeiten?«
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