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Berliner Barock

Ausbildung
Berliner Barock

Mit über 300 Gesellenstücken konnten die Berliner Tischler im Sommer 2011 aufwarten, da fällt die Auswahl wirklich schwer! Wir haben uns für eine bunte Mischung aus Klassikern und Exoten entschieden.

Die barock anmutende Kommode von Stefan Lange erzeugt ihre plastische Form mit einfachsten Mitteln: Die Viertel des gedrechselten Stollens geben die Schweifung vor und werden von eingenuteten Korpusseiten zitiert. Die beiden unteren Schubkästen haben ein Doppel in Spantenbauweise, reichlich lackiert. Dahinter verbirgt sich jeweils eine Multiplexkiste. Gediegener ist der Kleiderschrank von Lia Rutenberg ausgeführt. Nach einem Vorbild aus der Bauhauszeit von Josef Pohl hat sie den Korpus im goldenen Schnitt aufgeteilt. Ursprünglich in FPY geplant, wurde der Korpus in Stabsperrholz und die Türen mit Sperrholz auf Rahmen ausgeführt. Katja Aldinger hat ihre Sitztruhe für den persönlichen Bedarf konzipiert: Unter dem Zwischenboden soll ihr Verstärker Platz finden, in den Fächern Wäsche. Der Retrolook ist in Form und Material überzeugend umgesetzt. Die Anschläge der beiden Klappen sind gut durchdacht und sehr sauber ausgeführt. Streng in seiner Form und perfekt im Detail ist der Schreibtisch von Franziska Bluhme ausgeführt. Die Front ist in drei gleiche Schubkästen gegliedert, alle klassisch geführt und gezinkt. Ein Schieber unter dem linken Schub erweitert die Führung mit einfachen Mitteln zum Vollauszug und schafft die Möglichkeit, ein kleines Geheimkästchen zu verstecken. Weißes Dekorwachs und der fliederfarbene Filz harmonieren perfekt. Die Oberfläche ist nichts für Eilige: Schleifen, Wässern, Bürsten, Dekorwachs, Zwischenschliff, Dekorwachs und zum Abschluss noch Hartwachsöl. Doch die Mühe lohnt sich! Der Schreibtisch von Friederike Annelie Konrad begeistert formal und in seiner akkuraten Ausführung besonders durch die bewusst gesetzten Schweifungen an Stollen, Tischplatte und dem beweglich mit Magneten fixierten Aufsatz. Er zeigt links einen Schubkasten, rechts eine mit Zapfenbändern angeschlagene Klappe. Drehteil und Schubkasten funktionieren im eigenen Gehäuse mit und ohne den Schreibtisch. Das ist clever überlegt und besser als die beziehungslos neben dem Gesellenstück stehenden Alibikästchen. Die Seiten des Aufsatzes sind konisch gestaltet. Dessen 15 mm dünne Platte ist mit einem Radius von 32 mm profiliert, die 30 mm dicke Tischplatte selbst mit einem Radius von 50 mm. Der Stuhl in Esche und Wenge von Sanyo Thet ist ein Beispiel für ein Gesellenstück, das bis in die Details durchgestaltet ist und noch im Zeitrahmen liegt. Wer handwerklich fit ist und gerne sorgfältig und mit Ruhe arbeitet, kann an dem vergleichsweise kleinen Stück sehr viel zeigen. Es macht Spaß, sich genau zu überlegen, welches Band am besten für die Klappe in der um fünf Grad geneigten Sitzlehne geeignet ist. Die sechs Berliner Gesellen haben es drauf, jeder auf seine Weise – wie viele andere ebenso, deren Stücke wir hier nicht zeigen konnten. Respekt! JN

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