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Angewandte Mathematik

Ausbildung
Angewandte Mathematik

Boris Kalter bezieht sich im Entwurf seines Meisterstücks auf die Bauhauszeit und Piet Mondrian, einen der einflussreichsten Vertreter der gegenstandslosen Malerei. Die Gestaltung ist wesentlich bestimmt durch die Anwendung eines am »Goldenen Schnitt« orientierten, selbst entwickelten mathematischen Ordnungsprinzips.

Eckhard Heyelmann, Garmisch-Partenkirchen, Innenarchitekt und Dipl.-Designer, Schulleiter a. D.

Ein quaderförmiges Skelett aus im Schnitt quadratischen Eichenprofilen bildet die Struktur des Möbels. Die Glieder des Skelettsystems formen ein dreidimensionales Raster, das in der übersichtlichen Konstruktion eine klare formale ästhetische Ordnung und damit eine hohe Gestaltungsqualität aufweist. Die teilweise Ausfachung des Skelettes erfolgt flächenbündig durch unterschiedlich große Korpuselemente, deren Sichtseiten mit Desktop-Linoleum belegt sind. Dadurch wird die Bildung der Kuben aus einzelnen Füllungsflächen hervorgehoben und die Dreidimensionalität verdeutlicht.
Als Farben wählt Boris Kalter Grauabstufungen fünf ähnlicher Farbtöne mit unterschiedlicher Farbsättigung und Helligkeit. Die Anordnung der Farbtöne auf den Flächen simuliert den Verlauf des Tageslichts: Der hellste Farbton ist auf den linken Seiten aufgebracht. Dann folgen die Oberseiten, Fronten, rechte Seiten und Unterseiten mit zunehmend dunkler werdenden Graustufen. Dadurch ändert sich die Erscheinung des Möbels aus verschiedenen Positionen im Raum, das wiederum löst erweiternde Wahrnehmungsreize aus.
Mit seiner Gestaltung aus feinen Eichenprofilen und farbigen Linoleumflächen reflektiert Boris Kalter die Gemälde Mondrians in ihrer strengen, einfachen Linienkomposition und der charakteristischen Struktur aus einem schwarzen Raster, verbunden mit rechteckigen Flächen in den Grundfarben Blau, Rot und Gelb. Das Bestreben Mondrians war, mit elementaren Gestaltungsformen und Farben intuitiv, also ohne festgelegtes Schema, ausgewogene Verhältnisse von Flächen und Farbverteilung herzustellen und damit ein »Gleichgewicht in der Asymmetrie« zu schaffen (vgl. dazu Piet Mondrian, Tableau I von 1921).
Kalter geht bei der Bestimmung der Außenmaße und der Flächeneinteilung seines Sideboards von der Front aus. Grundlage ist ein im »Goldenen Schnitt« angelegtes Rechteck von 263/424 mm, dass siebenmal aneinandergereiht die Außenkontur ergibt. Durch Teilungen des Basisrechtecks erzeugt er weitere Rechteckformate und ergänzt sie durch Quadrate aus den gegebenen Kantenlängen. Mithilfe der auf diese Weise ge-wonnenen Flächen wird die Front und folgerichtig auch das dreidimensionale Skelett des Sideboards in offene und geschlossene Bereiche unterteilt. So wirkt das Möbel leicht und luftig.
Boris Kalter hat sich von Mondrian inspirieren lassen – er hat jedoch nicht dessen Freiheitsgrade bei der Bildgestaltung übernommen, sondern eigenständig ein ästhetisches Teilungsverhältnis angewendet. Entstanden ist ein sehr gut detailliertes, wohlproportioniertes und seiner Nutzungsintention entsprechendes Möbel, bei dem sich Form, Material, Funktion und Konstruktion meisterhaft zu einem Ganzen fügen.
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