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Stücke für die Ewigkeit?

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Stücke für die Ewigkeit?

Gesellen- und Meisterstücke von heute sind die Antiquitäten von morgen, sagt Robert Wehner, Schreinermeister und Restaurator, und ermuntert die Kollegen zu mehr Stolz auf die eigene Arbeit.

Manch ein schwitzend auf die Gesellen- oder Meisterprüfung hin arbeitender Holzwurm tröstet sich damit, dass sein liebevoll geschreinertes Massivholzmöbel »für die Ewigkeit« hält. Tatsächlich wird es vielleicht bis zur nächsten oder übernächsten Generation gehegt und gepflegt. Einmal aus der Mode gekommen, wird es dann verkauft, verschenkt, auf den Dachboden gestellt oder von Ignoranten zerstört; oder es erleidet ein anderes, unbekanntes Schicksal. Diejenigen Stücke, die die nächsten hundert Jahre überleben, sind dann bereits Antiquitäten – Zeitzeugen aus dem 20. und 21. Jahrhundert und, so darf man annehmen, gesucht, begehrt und teuer.

Mich überkommt jedesmal ein sentimentales Gefühl, wenn ich beim Restaurieren eines schönen Stückes ein mit Tintenblei auf einem Schubkastenboden oder einer Rückwand »verewigtes« Sprüchlein finde, das etwa so lautet: »Diese Stück hat gemacht der Schreiner-Geselle Andreas Huber anno 1794 in Schweinfurth. Mein Meister Hubertus Veith behandelt mich gut und seine Tochter ist mir lieb. Dieses Stück wurde von mir gemacht für den Kaufmann Ignazius Schaber aus der Manggasse hier.«
Provenienzhinweise wie dieser sind bei uns eher selten; sie entsprangen einem spontanen Gefühl und dem Stolz auf die eigen Arbeit. Heute befriedigen sie nicht nur meine nostalgischen Gefühle, sondern ermöglichen auch eine exakte zeitliche und räumliche Datierung. Zudem sind sie eine zweifelsfreie Echtheitsexpertise.
Also, Kollegen, sind wir heute nicht mehr so stolz auf unsere Arbeit wie Andreas Huber im Jahr 1794? Was kostet es uns schon, eine CD oder was auch immer mit Plänen, Datum, Beschreibung der verwendeten Materialien etc. anzufertigen oder diese Informationen wie vor 200 Jahren schwarz auf weiß festzuhalten? Gut und dauerhaft an einer sicheren (aber nicht zu versteckten) Stelle des Gesellen- oder Meisterstücks angebracht, werden diese Angaben die Schreiner oder Restauratoren der nächsten Generation erfreuen. Außerdem ist hier auch eine gute Gelegenheit, sich als Mensch und Schreiner ein Stück weit zu »verewigen«.
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