Allgemein
Schreiner-Unwort des Jahres 2006?
Prof. Dr. phil. Reinhold J. Fäth, Schreinermeister
Vermutlich haben die meisten von uns emotional gefärbte Erinnerungen, wenn es um das Meisterstück oder den Vorläufer, das Gesellenstück geht. Die Begriffe haben eine lange Tradition. Sie sind mit der Geschichte des Schreinerhandwerks unlösbar verknüpft; sie haben Eingang in die Literatur und in Lexika gefunden. Wie ist es möglich, dass uns jemand »verordnet«, dass in Zukunft statt vom Gesellenstück nur noch von der »Arbeitsaufgabe II« die Rede sein soll?
Wir sehen gegenwärtig den Zerfall traditioneller Werte, moralisch wie sprachlich – ein gesellschaftliches Phänomen, das jeden von uns herausfordert: persönlich und im Berufsleben. »Arbeitsaufgabe II« hätte gute Chancen als Schreiner-Unwort des Jahres 2006 gewählt zu werden. Lassen Sie uns den traditionellen Wertbegriff Gesellenstück nicht aufgeben! Dieser Begriff ist kein alter Zopf sondern gehört zur »Corporate Identity« des Schreinerhandwerks!
Jene, die für die neue Verordnung verantwortlich zeichnen, mögen die emotionalen und sprachgeschichtlichen Bindungen reflektieren und die Verordnung der Umbenennung korrigieren.
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