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Renovierung als Motor

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Renovierung als Motor

Steigende Immobilienpreise und Wohnungsmieten kurbeln die Bau- und Renovierungstätigkeit wieder an. Davon profitiert auch der Türenmarkt. Der Trend geht weg von der Miete hin zur Eigentumswohnung. Das hebt das Qualitätsniveau.

Seit Mitte 2009 gibt es eine deutliche Belebung bei der Zahl der Baugenehmigungen im Wohnbereich. Dieser Trend setzte sich in 2010 mit einem Zuwachs von 5,5 Prozent fort und auch für dieses und die nächsten zwei Jahre ist mit Wachstum zu rechnen. Die Zahl der Mehrfamilienhäuser wächst stärker als die der Einfamilienhäuser. Grund ist die Zunahme der Bevölkerung in Großstädten. Die hohen Grundstückspreise begünstigen den Mehrfamilienhausbau. Der Anteil der Eigentumswohnungen nimmt gegenüber den Mietwohnungen ebenfalls stark zu. Das führt zu einer insgesamt höherwertigeren Bauweise. Die Ursachen für das Wachstum der Bevölkerung in den Städten lässt sich an drei Phänomenen festmachen.

Zum Ersten siedeln sich Einwanderer überwiegend zur Miete in Großstädten an. Zum Zweiten ist bei der Generation 55+ ein Trend zu beobachten, ihre Einfamilienhäuser nach dem Auszug der Kinder zu verkaufen und sich dafür eine Eigentumswohnung in zentraler Lage zuzulegen. Damit verschärft sich die Situation für den Einfamilienhaus-Neubau in den nächsten Jahren zusätzlich, da die Nachfrage in ländlichen Regionen sinkt und durch den Abzug in die Städte das Angebot an gebrauchten Einfamilienhäusern steigt. Der dritte Grund für die Zunahme der städtischen Bevölkerung ist das Verbleiben von jungen Familien in den Großstädten. Vor zehn Jahren hat sich eine junge Familie mit der Geburt des ersten Kindes auf die Suche nach einem Einfamilienhaus im Speckgürtel der Großstädte gemacht.
Stadtwohnungen gefragt
Mit der Abschaffung der Pendlerpauschale und den steigenden Benzinpreisen kam ein abruptes Umdenken in Gang. Eine ganze Generation von jungen Familien ist nun auf der Suche nach ausreichend großen Eigentumswohnungen in den Großstädten. Das hat die Wohnungsnachfrage in den letzten fünf Jahren stark verändert. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten fünf Jahren fortsetzen. Der Türenmarkt wird sowohl von der steigenden Zahl an Wohnungsrenovierungen in den Großstädten als auch an der zunehmenden Kaufkraft der Wohnungseigentümer profitieren.
Zusätzlich zur Gesamtwohnbauentwicklung in Deutschland treibt ein Nachholbedarf die aktuelle Situation. Seit 2007 sind nach B+L-Berechnungen etwa 50 000 Wohnungen unter Bedarf gebaut worden. Die Folge: regional konzentrierte Preissteigerungen bei Miet- und Immobilienpreisen, aber auch eine regere Bautätigkeit auf Seiten der Investoren, Vermieter und Projektentwickler, da sich die Investitionen wieder lohnen. Mit Verzögerung ist diese Nachfrage auch im Markt für Wohnungsinnentüren angekommen.
Die lebhafte Neubautätigkeit wirkt sich auch auf die Renovierungen aus. Die B+L-Renovierstudie 2010 bestätigt diesen Zusammenhang: Wird eine Wohnung neu erstellt und bezogen, wird eine andere Wohnung frei. Durch den Umzug in diese freigewordene Wohnung wird eine andere Wohnung frei usw. Eine neue Wohnung zieht vier bis fünf Umzüge nach sich. Der Umzug ist, egal ob Mieter- oder Eigentümerwechsel, der klassische Renovierzeitpunkt. Insbesondere Sanierungen fallen auf diesen Zeitpunkt. Wenn man dann noch beachtet, dass rund 80 Prozent aller Umzüge in einem Radius von 100 Kilometern stattfinden, lässt sich ableiten, dass in den Regionen mit hoher Neubauquote auch überdurchschnittlich renoviert wird.
Die Entwicklung im Nichtwohnbau muss sehr differenziert betrachtet werden. Die genehmigten Nichtwohnbauflächen haben in 2010 im Schnitt zwar nur um zwei Prozent abgenommen, allerdings waren die Rückgänge bei den innentürenrelevanten Gebäudetypen (Hotels, Büros und Anstaltsgebäude) mit 27 Prozent deutlich drastischer. Die Nachfrage nach Innentüren im Neubau von Nichtwohngebäuden wird, da die Fertigstellungsdauer im NWB durchschnittlich 18 Monate beträgt, zeitverschoben in 2011 und 2012 zurückgehen. Auch die Auswirkungen aus dem Konjunkturpaket II, durch das die Entwicklung bei Nichtwohnbautüren zum Beispiel durch die Sanierung öffentlicher Gebäude und Schulen auch in 2010 noch stabil war, werden bis Mitte 2011 ausklingen und die Nachfrage nach Türen für den Nichtwohnbausektor nicht mehr stützen.
Dem gegenüber steht der Renovierberg der Gebäude, die zwischen 1986 und 1996 gebaut worden sind. Bei diesen Gebäuden kann mit einer Renovierung gerechnet werden, die häufig bei den Nichtwohngebäuden nach 15 bis 20 Jahren infolge einer Nutzungsänderung oder eines Mieterwechsels stattfindet. So werden vor einem Mieterwechsel in der Regel Nichtwohngebäude dieses Alters grundlegend saniert. Auch Nutzungsänderungen, zum Beispiel von einem Bahnhof zu einem Einkaufszentrum, ziehen grundlegende Sanierungsmaßnahmen nach sich.
Kunststoff verdrängt Holz
In Folge der steigenden Anzahl von Wohnungsfertigstellungen in 2011, 2012 und 2013 kann die Türenbranche mit einer soliden, positiven Entwicklung bei den Wohnungsinnentüren rechnen. Dabei wird es allerdings innerhalb der Türentypen zu Verschiebungen bei den Marktanteilen kommen.
So wird der Einsatz von Massivholz- und Furniertüren weiter zurückgehen und Folie-/HPL-/CPL-Türen am häufigsten nachgefragt werden. Da es einen anhaltenden Trend zu hellen/weißen Oberflächen gibt, werden Weißlacktüren ihren Marktanteil bis 2013 behalten bzw. sogar leicht verbessern.
Interessant ist an dieser Stelle, dass sich ein leichter Trend zu hochwertigen Türen auch in 2011 weiter fortsetzt. Erklären lässt sich das mit der demografischen Entwicklung: die Gruppe der 55+ wird größer und ist gleichzeitig die Gruppe mit dem größten Renovierpotenzial: Ein wesentlicher Treiber von Renovierungen ist die Kaufkraft und die Bereitschaft zu hochwertigen Investitionen ins eigene Wohnumfeld. Beides nimmt in der Regel im Alter zu.
DIY war gestern
Diese wachsende Klientel kann sich für Renovierungen den Handwerker leisten – die DIY-Phase hat man hinter sich. Davon konnte in 2010 der Distributionskanal Großhandel bereits profitieren, denn hier kaufen die Handwerker ein. Um diese Zielgruppe nicht zu verlieren, bauen auch die großen Baumarktketten Beratungs- und Montagekonzepte auf. Dabei sind sie auf die Mitwirkung von Handwerksbetrieben angewiesen. Bisher scheinen die Konzepte jedoch nur begrenzt Erfolg zu zeigen.
Grundsätzlich wird der Anteil der Renoviertüren auch in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau stabil bleiben, im Wohnbausektor befinden wir uns bis 2018 in einer Renovierwelle, die im privaten sowie gewerblichen Bereich für Innentürennachfrage sorgt.
Die Innentüren profitieren ebenfalls vom Trend zur energetischen Sanierung. In 60 Prozent aller Fälle, in denen die Fassade gedämmt wird, werden gleichzeitig neue Innentüren eingebaut. Dieser Renoviertrend bringt jedoch auch neue Herausforderungen mit sich. Exklusive Küchen- und Badstudios legen die Messlatte an Beratung, Qualität und Verkaufsumgebung auch für den Innenausbau sehr hoch. Hier muss die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Großhandel im Sanitärbereich für das Tischlerhandwerk Ansätze für eine gemeinsame Kundenbearbeitung aufzeigen. Die Kunden, die bereit sind, 30 000 Euro für eine Badrenovierung auszugeben, sind genauso in der Lage, 10 000 Euro für einen Innentürenaustausch zu investieren. Martin Langen

Der Autor
Martin Langen arbeitet als Marktforscher bei B+L Marktdaten GmbH, 53113 Bonn, Tel.: (0228) 62987-20, Fax: -39, www.marktdaten.de
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