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Online zum Auftrag?

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Online zum Auftrag?

Was Ausschreibungen betrifft, gibt es im Internet Plattformen, die für Handwerker interessante Möglichkeiten bieten. dds-Autor Kai Sonntag hat einige davon unter die Lupe genommen.

Ausschreibungen waren früher vor allem der öffentlichen Hand, den Architekten und großen Unternehmen vorbehalten. Durch das Internet hat sich hier aber sehr viel verändert. Denn inzwischen sind Ausschreibungen auch von Privatpersonen für kleine Aufträge gang und gäbe.

Experten schätzen, dass derzeit pro Jahr etwa sechs Millionen Ausschreibungen an rund 460000 baunahe Handwerksbetriebe in Deutschland vergeben werden. Der Gesamtmarkt für Bauvorhaben im Jahr beträgt rund 220 bis 250 Milliarden Euro. Das Deutsche Vergabenetz schätzt, dass bis zum Jahr 2011 ca. 70 Prozent des gesamten Vergabemarktes auf elektronischem Weg erfolgen, was einem Bauvolumen von rund 150 Milliarden Euro entspricht.
Die öffentliche Hand ist verpflichtet, Aufträge ab einer bestimmten Größenordnung öffentlich auszuschreiben, teilweise sogar europaweit. Grundlage für die Handwerker sind die VOB oder VOL. Damit soll sichergestellt werden, dass die Vergabe der Arbeiten an einigermaßen objektive Kriterien gebunden ist, um einem Missbrauch in den Institutionen Einhalt zu gebieten.
Das Fachorgan »Deutsches Ausschreibungsblatt«
Es gibt inzwischen zahlreiche Plattformen, die über öffentliche Ausschreibungen informieren.
Eine umfassende Datenbank bietet das »Deutsche Ausschreibungsblatt«, das aus dem früheren Bundesausschreibungsblatt hervorgegangen ist. Die Publikation bezeichnet sich als Fachorgan für Ausschreibungen der öffentlichen, gewerblichen und privaten Auftraggeber. Veröffentlicht werden Ausschreibungen des Bundes, der Länder, Kreis- und Kommunalbehörden sowie weiterer Auftraggeber wie Flughäfen, Krankenhäuser, Post und Bahn. Das Ausschreibungsblatt ist nach wie vor als ausgedruckte Version erhältlich, die dem Nutzer zweimal wöchentlich zu-geschickt wird.
Die zugehörige Internet-Plattform ermöglicht dem Kunden eine Reihe von Suchfunktionen. Dazu gehört etwa die Eingrenzung nach Ort der Leistung, Ausschreibungsarten (VOB, VOL, VOF, europaweit, etc.), nach Branchen, Leistungsarten und Marktsegmenten oder nach dem Suchzeitraum. Darüber hinaus können eigene Suchprofile eingegeben werden. Passende Ausschreibungen erhält man dann per E-Mail.
Angebote können direkt über die Internetseite des Ausschreibungsblatts abgegeben werden, sofern der Auftraggeber diese Form zugelassen hat. Dafür wurde ein Service eingerichtet, der eine Verschlüsselung der Daten über eine elektronische Signatur beinhaltet. Denn die Angebotsunterlagen dürfen für den Auftraggeber vor Ablauf der Ausschreibungsfrist nicht einsehbar sein. Bei schriftlicher Abgabe eines Angebots müssen die Umschläge daher verschlossen und anonymisiert sein. Das Ausschreibungsblatt lädt die Daten daher auf einen eigenen Server, von dem sie der Auftraggeber nach Ende der Ausschreibungsfrist herunterlädt.
Diesen recht komfortablen Service lässt sich das Ausschreibungsblatt aber auch gut bezahlen. Die Preise bewegen sich für das Print-Abonnement bei 95 Euro pro Halbjahr, für das Online-Abonnement bei 152 Euro im Halbjahr bzw. 275 Euro für das ganze Jahr. Wenn jemand den E-Mail-Informationsdienst nutzen möchte, kostet das Abo 270 Euro halbjährlich bzw. 480 Euro im ganzen Jahr – jeweils zzgl. MwSt. In diesen Preisen ist auch eine Software enthalten, mit der die Nutzer sich die Ausschreibungsunterlagen online aus dem Internet runterladen zu können.
Eine Alternative: DVBN
Öffentliche Ausschreibungen sind im Internet über zahlreiche weitere Anbieter erhältlich. Einer der Anbieter ist eng mit dem Handwerk verbunden: das »Deutsche Vergabe- und Beschaffungsnetz (DVBN)«. Über die zentrale Internetplattform www.dvbn.de versteht sich das Vergabenetz als elektronische Infrastruktur zur Vernetzung der gesamten Bauwirtschaft in Deutschland. Dazu zählen die Handwerksbetriebe eben- so wie die Architekten, die privaten und öffentlichen Auftraggeber sowie die Bauunternehmen und Lieferanten. Begleitet wird das Vorhaben vom Zentralverband des deutschen Handwerks ZdH sowie vom Deutschen Städte- und Gemeindebund.
Nach eigenen Angaben sind beim DVBN derzeit knapp 9000 Ausschreibungen von 2100 Auftraggebern gelistet. Bereits mehr als 23000 Handwerksbetriebe sollen sich hier eingeschrieben haben.
Auch das DVBN bietet einen E-Mail-Informationsdienst an sowie den Download und die Abgabe von Angeboten online. Gleichzeitig wirbt das Unternehmen damit, dass es mit den führenden Herstellern von Kalkulationssoftware zusammenarbeitet und hier eine direkte Verbindung zur Software herstellt, wodurch das Abtippen von Leistungsverzeichnissen entfallen soll.
Die Registrierung und Recherche in den Ausschreibungsverzeichnissen ist über DVBN für den Handwerker kostenlos. Die elektronische Benachrichtigung ist im ersten Jahr kostenlos, danach werden pro Benachrichtigung 39 Cent an Gebühren erhoben. Das Download der Ausschreibungsunterlagen kostet für öffentliche wie private Ausschreibungen 3,90 Euro pro Ausschreibung. Ein Abonnement, in dem alle Leistungen enthalten sind, kostet 49 Euro pro Monat, im ersten Jahr allerdings nur 29 Euro. Auch hier kommt immer noch die MwSt mit hinzu.
Aufträge per Mail: Quotatis
Mit einem anderen Geschäftsmodell möchte sich die Internetplattform www.quotatis.de etablieren. Quotatis bietet Handwerkern die Möglichkeit, sich zu registrieren, um Auftragsanfragen zu erhalten. Die Plattform richtet sich speziell an private Auftraggeber. Geben diese eine Anfrage ein, sucht Quotatis maximal fünf Handwerksbetriebe aus und sendet die Anfrage an diese weiter, damit sie sich mit dem Kunden in Verbindung setzen können.
Nach Angaben des Unternehmens sind derzeit rund 65000 Personen bei Quotatis registriert, davon etwa 18000 gewerbliche. Damit ein Handwerker registriert werden kann, muss er einen Gewerbeschein vorlegen und eine Qualitätsvereinbarung unterschreiben. Darin verpflichtet er sich, sich innerhalb von drei Werktagen mit dem Auftraggeber in Verbindung zu setzen. Die Arbeit muss dann pünktlich und entsprechend der üblichen Leistungsstandards ausgeführt werden. Er verpflichtet sich auch, nur kompetentes Personal einzusetzen. Der Auftraggeber hat nun die Möglichkeit, sich von den Handwerksbetrieben ein Angebot unterbreiten zu lassen und sich einen auszuwählen oder auf andere Handwerksbetriebe zurückzugreifen, falls ihm die Firmen nicht zusagen.
Quotatis ist damit eher eine Art Kontaktbörse. Wenn der Auftrag zustande kommt, wird der Auftraggeber gebeten, ein Feed-Back-Bogen auszufüllen und den Handwerksbetrieb zu bewerten. Falls sich ein Betrieb nicht an die Qualitätsvereinbarung hält, kann er ausgeschlossen werden, was aber nach Angaben des Unternehmens bislang noch nicht vorgekommen ist. Auftraggeber können ohne Kosten eine entsprechende Anfrage in die Plattform einstellen. Die Handwerker bezahlen nach Anzahl der Anfragen, die ihnen zugestellt werden. Dabei buchen sie die gewünschte Anzahl an Anfragen pro Woche oder Monat. Für die tatsächlich dann erfolgten Anfragen werden jeweils 9 Euro an Gebühren erhoben.
Quotatis ist sicherlich eine interessante Möglichkeit für Handwerker, an Kunden und Aufträge zu kommen. Vor allem haben sie hier die Möglichkeit, nicht nur über den Preis, sondern auch über eigene Vorschläge und Qualität zu konkurrieren.
Vorsicht bei Auktionen
Drei, zwei, eins …. meins! – dieser Werbespruch von Ebay ist inzwischen zum Allgemeingut geworden, und das Portal ist erfolgreicher denn je. Doch Internetauktionen gibt es inzwischen nicht mehr nur für Waren, sondern auch für Handwerkerleistungen.
Vorgemacht haben es große Unternehmen, die Ausschreibungen ins Internet stellten, bei denen Gebote nur dann zulässig waren, wenn der bisherige Preis unterboten wurde. Dieses Verfahren hat Nachahmer auch für kleinere Aufträge privater Kunden gefunden. »Letsworkit.de« war eine solche Plattform, ist jedoch seit Ende 2006 nicht mehr am Netz.
Die bekannteste Plattform dieser Art, und nach eigenen Angaben auch der Marktführer, ist heute in Deutschland My-hammer.de. Das Unternehmen gibt an, dass mehr als 225000 Mitglieder gelistet sind und täglich rund 13000 Aufträge in 34 Kategorien vergeben werden. Eine der Kategorien beinhaltet auch Leistungen für Schreiner und Tischler. Darin sind ständig etwa 1000 Aufträge vorhanden.
My-hammer.de ist zunächst dem Ebay-Verfahren recht ähnlich. Kunden können einen Auftrag eingeben und dafür einen Anfangspreis nennen. Die Aufträge reichen vom Abschleifen einer Tür, über das Verlegen von Parkett, dem Ab- und Aufbau einer Küche bis hin zum kompletten Ausbau eines Dachstuhls. Oft sind sie sehr konkret beschrieben, mit Ausführungsdetails und Materialvorstellungen. Die Auktion läuft auch wie bei Ebay eine bestimmte Zeit. Interessierte Mitglieder können Gebote abgeben. Die Gebote sind öffentlich. Jeder sieht, welcher Anbieter welchen Betrag einstellt. Im Gegensatz zu Ebay ist auch die Identität der Bieter für jeden einsehbar. Die Bieter stellen dabei ein eigenes Profil ins Netz, mit einer Kurzbeschreibung ihres Unternehmens und der Tätigkeitsbereiche.
Auffällig ist bei den Auktionen der große Unterschied zwischen den Geboten. Teilweise bieten einige Firmen an, die Arbeiten für die Hälfte des Preises anderer Betriebe auszuführen.
Allerdings gibt es im Vergleich zu Ebay eine Reihe von signifikanten Unterschieden. Denn bei Beendigung der Auktion hat nicht automatisch der Bieter mit dem niedrigsten Preis gewonnen. Die Auftraggeber haben vielmehr zwei Wochen Zeit, mit allen Bietern Kontakt aufzunehmen und sich den rauszusuchen, der ihnen am genehmsten ist. Sie können auch nach Ende der Auktion den Auftrag immer noch an einen anderen Betrieb vergeben. Nur, wenn sich die Auftraggeber innerhalb von zwei Wochen nicht entscheiden, geht der Auftrag an den Bieter mit dem niedrigsten Preis. Die Auftraggeber geben dann wieder, wie bei Ebay, eine Bewertung ab, die wiederum für jeden einsehbar ist. Sie müssen dafür auch nichts bezahlen.
My-hammer.de finanziert sich über Gebühren derjenigen, die über eine Auktion einen Auftrag erhalten. Dann wird eine Provision berechnet, die nach Auftragswert gestaffelt ist: Bis 25000 Euro werden vier Prozent erhoben, bis 100000 Euro drei Prozent und darüber zwei Prozent.
Für Handwerksbetriebe ist My-hammer.de mit Vorsicht zu genießen. Die Ausrichtung der Plattform besteht darin, Kunden preiswerte Handwerkerleistungen zu vermitteln. Die Redaktion von Computer-Bild bringt es nach einem Test von verschiedenen Handwerksauktionen auf den Punkt: Private Auftraggeber können bei der Versteigerung von Handwerksaufträgen kräftig Geld sparen. Für My-Hammer.de ermittelte die Redaktion eine Ersparnis von durchschnittlich 30 Prozent. Kai Sonntag

Kompakt
Deutsches Ausschreibungsblatt
Printabo: 95 Euro/Halbjahr Online-Abo: 152 Euro/Halbjahr Abo inkl. E-Mail-Infodienst: 270 Euro/Halbjahr bzw. 480 Euro/Jahr
Deutsches Vergabe- und Beschaffungsnetz DVBN
• Registrierung und Recherche für Handwerker kostenlos • E-Mail-Benachrichtigung im ersten Jahr kostenlos, danach je 39 Cent
• download von Ausschreibungsunterlagen jeweils 3,90 Euro
• Komplettleistungen als Abo: 49 Euro/Monat (im ersten Jahr 29 Euro)

Service
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Der besondere dds-Tipp:
Unter www.dds-online.de finden Sie den Button »Ausbauguide«. Hier können Sie europaweit Ausschreibungen für das Gewerk Tischler/Schreiner per Newsletter bestellen – und zwar kostenlos!
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