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Mitarbeiter und Aktionär

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Mitarbeiter und Aktionär

Die Beteiligung von Mitarbeitern am Erfolg des Betriebes kann Motivation und Leistung steigern. Kai Sonntag erörtert unterschiedliche Modelle am Beispiel der Werner AG Laufach.

Kai Sonntag

Toni Werner wundert sich, warum nicht noch mehr Tischler und Schreiner auf die Idee gekommen sind. In seinem 1987 gegründeten Betrieb unweit von Aschaffenburg standen Ende der 90er-Jahre umfangreiche Investitionen an. Für bauliche Maßnahmen, Maschinen und Marketing waren rund 200000 DM erforderlich. Ein Bankkredit wäre zu teuer und risikoreich gewesen. Also fragte Toni Werner bei seinen zwölf Mitarbeitern an, ob sie Interesse hätten, sich am Betrieb zu beteiligen. Die Idee kam gut an. Gemeinsam entwickelte man ein Konzept, das eine Beteiligung ermöglichte. Der Betrieb wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, bei der Toni Werner und seine Mitarbeiter Aktien zeichnen konnten. Weitere Aktionäre wurden im Kreis der Freunde und Bekannten gewonnen. Auf diese Weise kamen etwa 600000 DM in die Kasse, ohne dass Fremdkapital aufgenommen werden musste.
Toni Werner zieht nach zehn Jahren eine sehr gute Bilanz. Unabhängig von der finanziellen Seite hat sich die Aktion aus seiner Sicht vor allem hinsichtlich Motivation und Betriebsklima positiv ausgewirkt. Spürbar sei das im Umgang mit Maschinen und Material bis in die Qualität der Arbeit hinein. Die Mitarbeiter werden als Aktionäre detailliert über die Entwicklung des Betriebes informiert und fühlen sich für ihr Unternehmen mitverantwortlich.
Andere Modelle
Es gibt viele Modelle, um Beschäftigte in die Unternehmensentwicklung stärker einzubeziehen. Die AG ist formell eine vergleichsweise einfache Möglichkeit. Scheidet ein Mitarbeiter aus, kann er seine Aktien einfach übertragen. Bei einer GmbH müsste dies notariell beurkundet werden, ins Handelsregister eingetragen werden usw.
Auch unterhalb der Beteiligung gibt es die Möglichkeit, Mitarbeiter an der Firmenentwicklung teilhaben zu lassen. So wird in manchen Betrieben eine Prämie ausgeschüttet, wenn der Gewinn über einem Schwellenwert liegt. Diese Variante hat aber auch einige Nachteile, es beginnt beim Verteilungsschlüssel. Wird die Vergütung für alle gleichmäßig gewährt, senkt das den Anreiz unter den Beschäftigten, da sie unabhängig vom Engagement beteiligt werden.
Gibt es aber eine leistungsabhängige Komponente, müssen objektive Kriterien bestimmt werden. Den Mitarbeitern wird dann schwierig zu vermitteln sein, wenn der Betrieb trotz ausgewiesener Leistung der Beschäftigten keinen oder nur wenig Gewinn erwirtschaftet hat und somit kein zusätzlicher Betrag ausgeschüttet wird. Zu Schwierigkeiten kann es auch führen, wenn der Gewinn dringend für eine notwendige Investition benötigt wird, also nichts ausgeschüttet wird, auch wenn die Kriterien dafür formell vorliegen. Zusätzlich unterliegen solche Anreize vollständig der Steuer- und Sozialversicherung. Ein wesentlicher Teil des ausgeschütteten Gewinns geht also an die Allgemeinheit, was das Engagement spürbar dämpfen könnte.
Anreize für Mitunternehmer
Toni Werner hat mit seinen Aktionären vereinbart, dass innerhalb der ersten zehn Jahre keine Dividende ausgeschüttet wird. Für die Beschäftigten geht das in Ordnung: Eine positive Entwicklung des Betriebes erhöht den Wert ihrer Aktien als langfristige Anlage für die Altersabsicherung.
Anreizsysteme funktionieren dann, wenn aus Mitarbeitern Mitunternehmer werden. Kooperativer Führungsstil und gutes Betriebsklima zahlen sich auch unterhalb einer formellen Beteiligung aus. Das bedeutet zum Beispiel, dass der Betriebsinhaber seine Mitarbeiter an den wichtigsten Entscheidungen im Unternehmen mitwirken lässt und sie regelmäßig über die Geschäftsentwicklung informiert.
Toni Werner hat seine Idee inzwischen ausgebaut. Vor zwei Jahren hat er für seinen Betrieb ein neues Firmengebäude bezogen. Im »Eichenhaus« hat er Produktion, Schulungsräume, Büro und eine Ausstellungsfläche untergebracht. Die Finanzierung des zwei Millionen Euro schweren Projekts hat er über einen geschlossenen Immobilienfonds mit seinen Mitarbeitern abgewickelt.

Service Mitarbeiterbeteiligung
In dds 12/2005, Seite 80, haben wir ausführlich über das Beteiligungsmodell der Werner AG in Laufach berichtet. Kontakt: www.werner-ag.com
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