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Markant und kontrastreich

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Markant und kontrastreich

Nach der Buchenwelle sind jetzt markante und kontrastreiche Hölzer angesagt. Nachhaltigkeitszertifikate und ein Umdenken in der Forst- und Holzwirtschaft verhalfen dem Tropenholz zu einem Come-back. Furnier- und Schnittholzproduzent Axel Groh (Schorn & Groh) erläutert die Hintergründe im Gespräch mit dds.

Welche Rolle spielen Tropenhölzer in Ihrem Programm?

Früher gehörten diese Hölzer bei Schorn & Groh zum Randsortiment. Mit dem Modetrend zu stark markanten Holzarten, wie sie in Afrika, Asien oder Südamerika wachsen, hat sich dies geändert. Inzwischen liegt unser Tropenholzanteil bei gut 15 Prozent. Insgesamt führen wir 140 Holzarten.
Aus welchen Regionen kommen die Hölzer?
Sechs bis sieben Prozent unseres Angebotes kommen aus Afrika, drei bis vier Prozent aus Südamerika und die restlichen sechs bis acht aus Asien. Die wichtigsten afrikanischen Hölzer sind Sapeli- und Sipo-Mahagoni, Bubinga, Anegré und vor allem die Trendhölzer der letzten fünf Jahre Zebrano und Wengé. Aus Asien kommt vor allem Teak, Makassar und Padauk, aus Südamerika Tineo und Santos Palisander aus Bolivien.
Worauf führen Sie den Gesinnungswandel weg vom Tropenholzboykott zurück?
Durch den Tropenholzboykott kam es in Deutschland zu einem starken Rückgang der Holzartenvielfalt. Erst durch die Bemühungen um Nachhaltigkeitszertifikate und Importbestimmungen, die dem Raubbau Einhalt gebieten sollen, konnten zunächst Teak-Plantagenhölzer ein Come-back vor allem im Gartenmöbelbereich erleben. Der Verbraucher vertraute darauf, Produkte aus einer glaubwürdig nachhaltigen Waldwirtschaft zu erwerben. Damit schwächte sich aber auch die gesamte Diskussion um die Tropenhölzer ab. Ich bin sicher, dass das Geschäft mit den exotischen Hölzern auch noch weiterhin zunehmen wird.
Fragen Ihre Kunden, ob die Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen?
Nicht einmal in einem Promille der Fälle, jedoch mit steigender Tendenz. Schorn & Groh ist nach FSC zertifiziert. Wir können den nachfragenden Betrieben, die vor allem aus den USA oder Großbritannien kommen, nur ein begrenztes Programm an FSC- und PEFC-Holz anbieten. Dennoch haben wir uns freiwillig verpflichtet, uns um den Erwerb von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu bemühen. Um die Nachfrage zu bedienen, müssen wir jedoch, wenn es keine zertifizierten Anbieter gibt, auch in Ländern ohne funktionierende Zertifizierungssysteme einkaufen. Dort unterstützen wir den Aufbau von Zertifizierungssystemen.
Gibt es »gutes« und »böses« Holz?
Nein! Die Holznutzung weltweit muss als eine der wichtigsten Aufgaben betrachtet werden, denn Holz ist einer der wenigen Rohstoffe, die nachwachsen. Eine korrupte Forst- und Holzwirtschaft der Vergangenheit hat sicherlich zu dem schlechten Ruf der Tropenhölzer beigetragen. Ich denke, dass sich das in den letzten Jahren geändert hat. Viele der Betriebe, wie wir auch, bemühen sich um eine nicht gesetzliche, aber freiwillige Selbstverpflichtung zur nachhaltigen Holzwirtschaft.
Was spricht für das Tropenholz?
Ungenutztes Holz, das verbrennt oder im Wald verfault, erzeugt eine höhere CO2-Belastung als verbautes Holz. Holz zu verarbeiten bedeutet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Das gilt auch für Länder, die überhaupt keine andere Möglichkeit haben, als Holzprodukte zu exportieren. In Deutschland haben wir ganze Regionen abgeholzt, als wir es mussten. Jetzt zeigen wir mit den Fingern auf Länder der Dritten Welt, die über die Holzwirtschaft hinaus keine Lebensgrundlage haben. Wir helfen ihnen aber auch nicht, diese Wälder zu schützen.
Welche Holzarten lehnen Sie grundsätzlich ab?
Dazu zählen die Hölzer der Washingtoner Artenschutzbestimmung gemäß Stufe 1 und 2. Dazu gehören u. a. Jacaranda oder Rio Palisander, das Trendholz der 70er Jahre. Weiterhin sind dort verschiedene Mahagoniarten aus Mittelamerika gelistet.
Kommen denn für uns unbekannte Hölzer ins Spiel?
Sicherlich. Da ist z. B. die Holzart Tineo aus Chile zu nennen, die fälschlicherweise – das kommt wahrscheinlich von den Dekorfolienherstellern – als Indischer Apfelbaum bezeichnet wird. Die Farbe nuanciert von einem intensiven rötlichbraunen Ton bis zu einem eleganten Dunkelrosé. Ein weiteres Holz kommt aus den USA. Es nennt sich Satin Walnut oder auf deutsch Amberbaum. Es hat auch eine sehr schöne markante Zeichnung im Hell-dunkel-Kontrast und passt in die Landschaft exotisch anmutender Oberflächen, die eben jetzt nicht mehr zu holzig in einem Farbton erscheinen, sondern Mehrfarbigkeit demonstrieren.
Welche Farben sind angesagt?
Nach der rosé bis leicht rötlichen Buchenwelle sind wieder markantere kontrastreiche Holzarten beliebt. Vorreiter war Wengé als schwarz-dunkle Holzart, es folgten die europäischen und amerikanischen Varianten von Nussbaum. Auch werden gestreifte Hölzer wie Zebrano, verschiedene Palisander wie die Santos- oder Burma-Variante immer beliebter. Eiche wird entweder hell oder dunkel, z. B. geräuchert, gefragt. Rötliche Cherry- bzw. Kirschbaumfarbtöne wie auch Elsbeere spielen, wenn auch in geringerem Umfang, eine Rolle. Ganz helle Hölzer wie Ahorn und Birke haben sich auf einem gesunkenen Niveau behauptet.
Sehen die Furniere heute anders aus als in den 70er Jahren?
Ja! In dieser Zeit waren vor allem weit ausladende blumige Furnierbilder gefragt. Heute sind nicht die Fladerschnitte, sondern die streifigen Rifts angesagt, vor allem bei den Trendhölzern Eiche, Wengé, Zebrano und Makassar. Nur die Türenhersteller wollen weiterhin die Furnierblätter mit breitem Aufbau.
Über welche Kanäle geraten die Tropenhölzer nach Deutschland?
Im Wesentlichen sind das Importeure, d. h. Holzhändler mit Konzession für bestimmte Länder, oder auch Furnierhersteller, die Waldbesitz in den Tropen haben. Diese stimmen die Exportmengen mit Staaten wie z. B. Gabun, Kamerun oder Kongo ab und bieten die Holzstämme an verschiedenen europäischen Häfen an. Die südamerikanischen Staaten dürfen seit 1970 keine Rundhölzer verkaufen. Dort kaufen wir fertige Furniere. In Asien gibt es eine Zwischenlösung. Neben fertig gemesserten Furnieren kann man dort auch so genannte Flitches, d. h. zu Vierkantquerschnitten getrennte Baumstämme kaufen.
Das Interview führte dds-Redakteur Georg Molinski

Bunte Holzvielfalt
Schorn & Groh bietet eine große Auswahl an Furnieren und Schnittholz.
Schorn & Groh gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Furnieren (www.sg-veneers.com). Mit über 140 verschiedenen Furnierarten in allen gängigen Stärken und Herstellungsarten und über 10 Millionen Quadratmetern Furnieren am Lager bietet das Unternehmen seine Auswahl, die ihresgleichen sucht. Neben den Furnieren stellt das Unternehmen auch Furnierfixmaße und Schnittholz her.
Das 1961 gegründete Familienunternehmen wird heute in der zweiten Generation geführt. Am ursprünglichen Firmensitz in Karlsruhe befindet sich die Konzernzentrale mit Verwaltung Verkaufslager. Schorn und Groh unterhält Niederlassungen in Jettingen-Scheppach, Ehrenkirchen, ein Fixmaßwerk in Eschelbronn sowie ein Lohnmesserwerk im schweizerischen Rheinfelden. Über Vertriebsagenturen ist der Furnier- und Schnittholzproduzent weltweit präsent.
Beim Einkauf achtet Schorn & Groh auf eine nachhaltige Forstwirtschaft.

Streifige Spannung und Artenvielfalt
Der Buchentrend mit seinem holzig rosé getönten Einerlei ist out. Streifige Hölzer mit spannenden Kontrasten sind angesagt. Die Top-Modehölzer sind Makassar, Zebrano und Wengé. Aber auch einheimische Hölzer wie Nussbaum, dunkle, geräucherte Eiche oder rotkernige Buche passen in den Zeitgeist, der insgesamt von einer großen Artenvielfalt geprägt ist.
Axel Groh
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