Allgemein
Leserbrief »Merkwürdige Idee«
Verdient das »Casulo« den renommierten Roentgenpreis? Christian Zander von der Gewerbeakademie Freiburg zum Beitrag »Möbel zum Mitnehmen« in dds 5/2008.
Die Preisvergabe des neu ins Leben gerufenen Roentgen-Preises ist eine Zumutung. Der Entwurf, eine Zimmereinrichtung komplett auf eine Europalette gepackt, erweist sich als mühseliges Emporhangeln auf die Höhe des minimalistischen Industriedesigns der Sparte Mitnahmemöbel. Man kann dafür ja einen Preis zugestehen – aber unter dem Namen des bekanntesten deutschen Tischlers und Schreiners? Roentgen steht für höchste Strahlkraft handwerklicher Entwurfs- und Fertigungstechnik, für neue Betriebs-, Finanzierungs- und Vertriebsformen, die weit aus dem herausragten, was damals normal war.
Wenn schon ein Preis, dann für die Geschäftsführer der Firma »Jet-Aviation« in Basel. Die haben 1976 den Mut gehabt, ein großes Verkehrsflugzeug komplett mit einem aufwändigen Innenausbau auf eigene Kosten auszustatten, damit auf Tour im arabischen Raum zu gehen und anspruchsvollste Aufträge zu verbuchen. Dieser Durchbruch erinnert nicht ganz zufällig an die kostbaren Warenladungen, mit denen David Roentgen ungerufen in Paris beim französischen König sowie wenige Jahre später in St. Petersburg bei der Zarin auftauchte …
Ein Roentgen-Preis für ein karges Studentenzimmer, wenn auch variabel – wer konnte nur auf diese merkwürdige Idee kommen? Christian Zander
Teilen: