International im Geschäft

Seit 35 Jahren tragen internationale Aufträge zum Umsatz der Alfred Kiess GmbH bei, in manchem Jahr sind es bis zu 60 Prozent. Türöffner sind Delegationsreisen sowie die eingespielte Zusammenarbeit mit international tätigen Architekten und Bauunternehmen.

Seniorchef Alfred Kiess hat 1976 seinen ersten Auftrag mit Saudi Arabien abgewickelt, sein Sohn Tilo Kiess, seit 2005 Geschäftsführer der GmbH, ist heute zweimal jährlich auf internationaler Akquisetour unterwegs. »Die Russen sind Freunde geworden«, erklärt der sympathische Mittvierziger, der mit dem Feindbild des Kalten Kriegs aufgewachsen ist. Im Jahr 2009 hat er mit seinem Team das Hotel Interkonti in Moskau ausgebaut. »Es gibt heute keine Grenzen mehr«, von Tilo Kiess klingt das glaubwürdig und entspricht seiner täglichen Erfahrung: Große Projekte in Afrika zählen zu seinem Repertoire wie Innenausbauten repräsentativer Häuser in ganz Europa. Allen Aufträgen gemein ist das Konzept einer kompromisslosen Kundenorientierung. Dabei macht Kiess längst nicht alles selbst, im Gegenteil. »Wir sind Verwirklicher«, sagt er auf die Frage, ob Auslandsaktivitäten nur für große Unternehmen zu bewältigen seien, »wir liefern, was angefragt wird.« Dass er mit Partnern zusammenarbeitet, ist für ihn genauso selbstverständlich wie für seine Kunden.

Die Alfred Kiess GmbH hat heute knapp 60 Mitarbeiter. Ausbildung wird großgeschrieben. Tilo Kiess führt mit Wolfgang Rosskopf das Unternehmen, in dem auch die Eltern Kiess noch beide aktiv sind. Die Synthese von familiärer Atmosphäre und dem Duft der weiten Welt ist für viele Mitarbeiter anziehend, manche kommen sogar explizit wegen der internationalen Ausrichtung, für die die Firma Kiess bekannt ist. Montagen im Ausland sind finanziell attraktiv, da steuerliche Freibeträge winken: Bei drei Monaten Afrika mit 60 Stunden in der Woche und 45 steuerfreien Euro pro Tag kommt einiges zusammen.

Häufig ergeben sich Aufträge im Ausland aus den bereits bestehenden Kontakten im Inland: Ein Architekt, der in Dubai aktiv ist, empfiehlt die Firma Kiess, weil man mit der Abwicklung von Projekten bereits bestens eingespielt ist. Manchmal läuft es auch umgekehrt: Tilo Kiess ist mit einer Gruppe Unternehmer aus Deutschland auf Delegationsreise in Kasachstan, in Folge entstehen aus den Begegnungen Aufträge im heimischen Markt. Absolute Zuverlässigkeit und das daraus entspringende Vertrauen ist die beste Empfehlung für die risikoreiche Zusammenarbeit auf einem noch nicht bekannten Terrain.

Netzwerke nutzen

»Man hat für alles Helfer«, sagt Tilo Kiess. Die Handwerkskammern geben Auskunft über Einfuhrbestimmungen und Zölle. Nach Afrika etwa dürfen keine fertigen Möbel exportiert werden, also exportiert man vorgefertigte Teile und montiert vor Ort. Alles keine große Sache, wenn man rechtzeitig Bescheid weiß. Reklamationen werden im Ausland durch die zusätzlichen Reisekosten sehr teuer, daher kalkuliert Tilo Kiess immer mit Sicherheitspolster. Generell ist er sehr zufrieden mit Zahlungsmoral und Wertschätzung seiner Kunden im Ausland. »In Deutschland werden kleine Fehler oft hochgespielt, um den Preis zu drücken. Im Ausland ist man in der Regel entspannter, wenn mal etwas schief läuft.« Das sollte niemanden zum Leichtsinn herausfordern: Vorkasse für Abschlagzahlungen zu verlangen, ist in Russland zum Beispiel kein Ausdruck von Misstrauen, sondern üblich. Unter dem Dach von großen Bauunternehmen abgewickelte Aufträge bieten ebenfalls eine gewisse Sicherheit.

Die Reisefreudigkeit der Mitarbeiter von Tilo Kiess kennt keine Grenzen: einer ist bereits in Afrika geblieben. Doch wenn es in seinem Unternehmen bei einem Auftrag zu kompliziert wird, holt er Firma Kiess aus Deutschland ins Boot – so schließt sich der Kreis. JN