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Individualität ist Ehrensache

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Individualität ist Ehrensache

In kaum ein anderes Möbelstück fließt soviel Herzblut wie in das Gesellen- oder Meisterstück. Hier werden Abbilder der persönlichen Innen- und Außenwelt geschaffen, gestalterische Trends aufgegriffen, mutig neue Techniken ausprobiert und die eigenen handwerklichen Fertigkeiten auf die Spitze getrieben.

Selbst wenn wir irgendwann nur noch mit Einheitsmöbeln lebten, blieben das Gesellenstück und das Meisterstück mit Sicherheit eine Bastion des individuellen Möbelbaus.

Natürlich finden wir auch Abbilder von Vorbildern – das liegt in der Natur der Sache. Es enttäuscht, wenn gerade unter den Gesellen- und Meisterstücken Altäre der Vergangenheit oder Zeugnisse gestalterischer Beliebigkeit stehen. Wir finden dort aber auch immer wieder einen kostbaren schöpferischen Ansatz, der nur schnell vergessen ist, wenn der Werkstattalltag mit seinem Schlachtruf »Zeit ist Geld« seinen Tribut fordert.
Wohl dem, der in einem Betrieb lernen darf, der Raum für Experimente lässt. »Gestalten heißt experimentieren« betitelt Masin Idriss nicht ohne Grund seine dds-Serie (vgl. Seite 66). Schnell sind wir dabei, Entwürfe zu verurteilen. Schnell übersehen wir eine sorgsame, fast liebevolle Holzauswahl oder einen kunstvoll entwickelten Beschlag, weil das Ganze noch nicht rund ist. Es wäre wichtiger, dem Nachwuchs Freude an der Gestaltung zu vermitteln, einem echten Privileg des Handwerks, das wir nicht aufgeben sollten. JN
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