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Gut organisiert

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Gut organisiert

Fotorealistische Darstellung, automatische Stücklisten und Schnittstellen zu PPS-Systemen – brauche ich das alles? Rainer Glöckle zeigt, was aktuelle Software in der Arbeitsvorbereitung leisten kann und gibt Tipps für Kaufentscheidung und Softwareeinführung.

Bevor Sie in eine 2-D- oder 3-D-Konstruktionssoftware investieren, sollten Sie sich über Ihre betrieblichen Anforderungen im Klaren sein. Wenn Sie keine besonderen Ansprüche an die Zeichnungsqualität stellen und es Ihnen in der Arbeitsvorbereitung eher um die Ausarbeitung von Möbeldetails geht, kann ein 2-D-System nach heutigem Maßstab noch ausreichend sein. Ist Ihr Betrieb beispielsweise auf die Produktion von Einzel- und Zulieferteilen ausgerichtet, dann genügt eine Übernahme der Zeichnung von extern im Dwg- oder Dxf-Format und eine anschließende Modifikation und Bemaßung.

Ein großer Nachteil der 2-D-Systeme ist allerdings, dass Ansichten, Grundrisse und Details jeweils isoliert erstellt werden müssen, d. h. die Ansicht weiß nichts vom Grundriss und dieser nichts von den Details. Ändert sich dann die Planung oder Konstruktion, hat der Zeichner die volle Verantwortung dafür, dass alle Änderungen in Grundriss, Ansichten und Details ausgeführt werden. Das ist zeitaufwendig, und in der Praxis entstehen hierbei häufig Fehler.
Know-how aufbauen
Wird ein CAD-System im Unternehmen neu eingeführt, ist der Aufbau eines grundsätzlichen Know-hows in der Anwendung von CAD-Systemen bei den Mitarbeitern nötig. Viele Absolventen aus den einschlägigen Berufsfachschulen und Hochschulen bringen hier bereits Wissen mit. Sind die Mitarbeiter jedoch nicht speziell in CAD ausgebildet, ist ein erster Einstieg, z. B. zwölf Monate, über ein 2-D-System ideal. Dabei entsteht für den Betrieb ein direkter Mehrnutzen gegenüber dem Zeichnen am Reißbrett in Form von wesentlich höherer Zeichnungsqualität und Präzision. Auch der Austausch von Zeichnungen per E-Mail bedeutet großen Komfort. Die Kosten für Ausbildung und Software halten sich dabei in Grenzen. Eine Ausbildung in 2-D-CAD kann über die Volkshochschulen bzw. Berufsfachschulen im Abendkolleg bzw. über ein Selbststudium erfolgen.
Mehr Zeichnungsqualität
Architekten, Firmenkunden, Bauträger und Privatkunden messen einen Betrieb neben der Fachkompetenz und der Lieferung von hochwertigen Produkten bereits an der Qualität seiner Kommunikationsmedien. Hier spielt die Qualität der Zeichnungen eine entscheidende Rolle.
Richtet sich der Schreinerbetrieb eher an Privatkunden als an Architekten und Firmenkunden, dann sind 2-D-Zeichnungen oft nicht ausreichend. Dem ungeübten Zeichnungsleser fehlt häufig das Vorstellungsvermögen, um Ansichts- und Grundrissentwürfe korrekt zu interpretieren. Dadurch entsteht ein höherer Beratungsaufwand oder der Kunde bevorzugt einen Innenausbauer, der Perspektiven und fotorealistische Entwürfe bietet. Zunehmend machen Firmen und Architekten sowie Bauträger die digitale Form von Zeichnungen zur Bedingung. In manchen Fällen ist sogar die exakte Abstimmung mit Großkunden hinsichtlich des Datenformates, der Bemaßung, der Bemaßungsstile und der Layer-Konventionen erforderlich.
Einstieg in die 3-D-Welt
Für den Schreiner und Innenausbauer empfiehlt es sich nicht, ein 3-D-Softwaresystem ohne Branchenbezug anzuschaffen. Klassische 3-D-CAD-Systeme kommen traditionell häufig aus der Metall- und Maschinenbaubranche. Als Stammdaten liegen dementsprechend hauptsächlich Maschinenelemente vor.
Der Aufwand für die Einführung und Schulung eines solchen Systems ist erheblich. Der Anwender hat das System selbst an seine Anforderungen anzupassen. Vom Bediener wird dabei ein hoher Abstraktionsgrad gefordert, da eine klassische 3-D-Software die Elemente über geometrische Grundkörper z. B. Quader, Würfel, Pyramide, Kugel usw. abbildet. Der Anwender muss alle 3-D-Teile über die sog. Extrusionsmethode konstruieren. Individuelle Teile kann er durch Verschneiden der Grundkörper erstellen (Boole´sche Operationen).
Ein Beispiel: Für eine Korpusseite muss der Konstrukteur zunächst ein 2-D-Rechteck zeichnen. Anschließend extrudiert er dieses, d. h. er weist eine Objekthöhe (z. B. 19 mm) zu und erzeugt so das 3-D-Teil. Benötigt die Seite einen Ausschnitt, muss er eine zweite Form zeichnen und von der ersten abziehen. Ein weiterer Nachteil klassischer 3-D-Systeme: Sie behandeln alle konstruierten Teile als Volumenkörper. Bei der Planung eines Innenausbaus, z. B. einer ganzen Büroetage oder eines Ladengeschäfts, können so Tausende von 3-D-Körpern zusammenkommen. Die Datenmenge in der Zeichnung explodiert und ist von den volumenbasierenden CAD-Systemen nur schwer zu bewältigen.
Grundsätzlich sollten Tischler und Schreiner speziell für den Möbel- und Innenausbau angepasste Systeme wählen. Diese zeichnen sich durch folgende Funktionen aus:
  • Arbeiten mit konkreten Bauteilen, wie Seiten, Böden, Tür usw.
  • Möbelkorpusse lassen sich durch Angabe der Korpusmaße und durch Angabe der Bauteilübergänge (stumpfer oder durchgehender Boden) erzeugen. Das System denkt so, wie der Tischler und Schreiner denkt – in Breite, Höhe, Tiefe und den entsprechenden Materialstärken und Konstruktionen
  • Es gibt Bibliotheken für Plattenmaterialien, Beschichtungen, Kanten und Beschläge (evtl. online aktualisierbar)
  • Automatische Stück- und Materiallisten
  • Über entsprechende Zusatzmodule können auch die Maschinen mit Schnittplänen oder CNC-Daten versorgt werden
Stücklisten aus dem CAD
Die automatische Stücklistenausgabe stellt mit den höchsten Nutzen beim Einsatz eines 3-D-CAD-Systems dar. Moderne 3-D-CAD-Systeme setzen im Hintergrund eine Datenbank ein. Die Bauteile sind nicht nur als Seite, Boden, Tür usw. bezeichnet, sondern enthalten auch konkrete Bauteilinformationen wie Trägermaterial, Beschichtung und Bekantung. Ergänzend kann der Konstrukteur die Beschläge und deren Position festlegen. Anhand dieser Angaben ist die Software in der Lage, sozusagen per Knopfdruck die kompletten Stücklistendaten von der Zuschnittliste bis zur Beschlägeliste auszugeben. Zuschnitt- und Fertigmaße unter Berücksichtigung der Kantenstärken errechnet die Software dabei ebenfalls.
Beim Einsatz einer 3-D-Konstruktionssoftware kann es Sinn machen, über entsprechende Schnittstellen die Stücklisten und Teiledaten direkt an ein sog. Branchenpaket (siehe Kompakt-Kasten) zu übergeben. Neben der Stückliste können die übernommenen Daten auch für die Kalkulation eingesetzt werden. Dadurch vermeidet der Anwender eine Mehrfachaufbereitung und schaltet eine weitere Fehlerquelle aus.
NC-Daten generieren
Auch die NC-Daten erzeugt die Software quasi auf Knopfdruck, da sie die Bauteile vollständig und nicht nur nach der 2-D-Kontur abbildet. Neben allen 3-D-Informationen, wie Bohrdurchmesser, Bohrtiefe und weiteren Parametern wie Vorschübe und Drehzahlen (über die Definition sog. Zerspanbarkeitsklassen), können 3-D-Syteme auch die Teiledrehung der Bauteile auf der Maschine (Geometrie-Analyse) sowie die Werkzeugzuweisung (Verwaltung einer Werkzeugdatenbank) automatisch generieren. Dies stellt einen immensen Nutzen im betrieblichen Alltag dar.
Lesen Sie mehr über die Anbindung an CNC-Maschinen in der kommenden Ausgabe dds. Rainer Glöckle

Service Kontakt zum Autor
Rainer Glöckle ist Vorstandsmitglied der Imos AG. Die Imos AG zählt zu den führenden Anbietern für 3-D-Software im Möbel- und Innenausbau.
Imos Aktiengesellschaft 32052 Herford Tel.: (05221) 976-0, Fax: -123 www.imos3d.com

Kompakt Das versteht man unter …
Branchenpaket: Modular aufgebaute Software für Vorkalkulation, Angebotswesen, Stücklisten, Zeitwirtschaft, Nachkalkulation und Adressverwaltung im Handwerksbetrieb
PPS-System: Produktions-Planungs-System. Warenwirtschaft, Disposition, Lager, Produktion, Stücklisten, Kalkulation und Kapazitätsplanung sowie Lohn- und Finanzbuchhaltung vornehmlich für Industriebetriebe
ERP-System: Enterprise-Ressource- Planing. Verknüpft umfassend Informationen über Finanzen, personelle Ressourcen, Produktion, Vertrieb und Einkauf sowie Kundendatenbanken, Auftragsverfolgung, Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung, Lagerverwaltung u.v.m. vornehmlich für Großkonzerne
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