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»Den kenn ich persönlich«

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»Den kenn ich persönlich«

Auf dem Holzplatz oder im Warenlager ist Ignaz Einsiedler ganz in seinem Element. So manchen Stamm kennt der Geschäftsführer und Einkäufer der Allgäuer Wert- und Edelholz GmbH & Co. KG noch ganz persönlich. Er bringt regionales Holz an den Mann, damit es nicht im Ofen landet.

Ignaz Einsiedler steht auf dem Hof der Allgäuer Wert- und Edelholz GmbH & Co. KG und erwartet Mike Burger von der Schreinerei Echt in Sonthofen und mich schon. Wir haben uns für diesen Bericht verabredet. Der Initiator, Mitgesellschafter und Geschäftsführer des Sägewerks arbeitet normalerweise nicht hier vor Ort. Er ist als Holzeinkäufer unterwegs, bewirtschaftet als Landwirt seinen eigenen Hof und engagiert sich in zahlreichen Ehrenämtern, unter anderem als Vorsitzender des Waldbesitzervereins Kempten und des Allgäuholz Markenverbandes. Im Sägewerk kümmert sich der selbstständige Zimmerer Robert Mayr als Bevollmächtigter um das Alltagsgeschäft. Er schneidet das Holz ein, beschickt den Trockner und leitet vier geringfügig Beschäftigte beim Pflegen der Holzbestände an. Als Festangestellter kümmert sich Jörg Böck um das Büro und aktuell um die Einführung eines Warenwirtschaftsprogramms. Ignaz Einsiedler zeigt auf im Freien gestapeltes, eingeschneites Rundholz, dann fährt er mit dem ausgestreckten Arm von links nach rechts einen Bogen über den ganzen Holzplatz hinweg und sagt: »Jeder Stamm hier kommt aus der Region. Einige kennen wir sogar persönlich, etwa diese Birke hier mit Maserknolle, die kommt aus einem Garten in Altusried.« Mike Burger zeigt Interesse an diesem Stamm sowie an 50-mm-Eichenbrettern und verhandelt mit Jörg Böck. Das Gelände rechts hat das Sägewerk gekauft und zwei Hallen für das zuvor technisch getrocknete Schnittholz gebaut. Die Halle links vom Holzplatz hat Robert Mayr für seine Zimmerei gebaut. Hier hat sich das Sägewerk zur Mitbenutzung eingemietet. Darin steht die Blockbandsäge, der Vakuumholztrockner und der Seitenstapler. Weiterhin befindet sich hier das Büro und unterm Dach eine kleine Ausstellung mit Raritäten für Endverbraucher, die mit ihrem Schreiner hierherkommen.

Vor zehn Jahren hat Ignaz Einsiedler als Privatmann begonnen, im größeren Stil den Waldbauern die Stämme abzukaufen, die der seit den 1980er-Jahren überregional globalisierte Holzhandel nicht mehr abnimmt. Der Holzhandel kauft nämlich nur noch große Lose von marktgängigen Hölzern wie Eiche, Esche, Ahorn oder Buche. Seltenere, aber dennoch sehr attraktive Hölzer wie Mehlbeere, Birnbaum, Linde oder die Nussbaumzwiesel landeten in den letzten Jahren zwangsweise im Heizkessel, weil sich keine Abnehmer gefunden hatten. Ignaz Einsiedlers Ziel war es, sich mit Mitstreitern zu einer Genossenschaft zusammenzuschließen und das regionale Holz zu vermarkten. Die Idee mit der Genossenschaft musste er bald aufgeben, weil in den ersten Jahren mit Verlusten zu rechnen war und eine Genossenschaft diese steuerlich nicht wie eine normale Kapitalgesellschaft abschreiben kann. Also gründete Ignaz Einsiedler mit 22 weiteren Gesellschaftern die Allgäuer Wert- und Edelholz GmbH & Co. KG und brachte seine Holzbestände mit ein. Die Gesellschafter bilden einen bunten Querschnitt aus der Gesellschaft: Landwirte, Förster, Angestellte, Apotheker, Ärzte oder Handwerker. Allesamt wollen sie die regionale Wirtschaft fördern, zur Vielfalt des Angebots an heimischem Holz beitragen und die Umwelt nicht mit unnötigen Holztransporten belasten. Leader-Fördergelder der EU in Höhe von 130 000 Euro und günstige Kredite haben die Gründung des Unternehmens erleichtert. Inzwischen beträgt das Vermögen rund eine Million Euro. Zu den Warenbeständen gehören inzwischen schon rund 300 m3 Schnittholz in mehr als 22 einheimischen Holzarten. Zum Kundenkreis gehören etwa 25 Schreinereien. Bis 2017 möchte das Sägewerk einen Jahresabsatz von 300 m3 erreichen.
Während Ignaz Einsiedler mir erklärt, welche Herkunftskennzeichen er verwendet, kauft Mike Burger den Birkenstamm mit der Maserknolle aus Altusried. Robert Mayr trennt die Knolle mit der Kettensäge ab. Von Bedeutung sind zukünftig die drei Herkunftszeichen »Allgäu Holz«, »Holz von Hier« und »PEFC regional«. Die ersten beiden arbeiten mit Kontingenten, letzteres weist für jeden einzelnen Stamm die Herkunft nach. Allgäu Holz genießt zwar einen guten Ruf, schließt aber nahe Nachbarregionen aus, denn hier erweist sich dann Holz von Hier als günstiger. Bisher hat das Sägewerk nur das Allgäu-Label verwendet, führt aber parallel dazu die anderen in Kürze ein, sobald das Warenwirtschaftsprogramm läuft.
Mike Burger und sein Kompagnon Michael Walser haben sich auf Massivholzmöbel spezialisiert, sind Stammkunde bei Allgäuer Wertholz und nehmen ihre Kunden gerne zur Auswahl des Holzes mit. So etwa auch den Geschäftsführer des Energieversorgers AÜW Kempten, Michael Lucke, der einen großen Konferenztisch aus Eiche bestellen wollte und sich bei Wertholz für Rüster entschieden hat. Nicht nur für diesen Kunden ist der Nachweis, dass das Holz aus der Region stammt, unverzichtbar.

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dds-Redakteur Georg Molinski besuchte die Allgäuer Edel- und Wertholz GmbH & Co. KG in Wildpoldsried sowie die Sonthofener Schreinerei Echt. Er konnte die Begeisterung für die Vielfalt und Schönheit des heimischen Holzes teilen.

Kontakt

Holzlieferant: Allgäuer Wert- und Edelholzgesellschaft mbH und Co. KG, 87499 Wildpoldsried www.allgaeuer-wertholz.de
Verarbeiter: Echt – Schreinerei Burger & Walser GbR 87527 Sonthofen www.echt-schreinerei.de
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