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Begleiter mit Niveau

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Begleiter mit Niveau

Mit Rollwagen fördert eine Person allein große Platten, Werkstücke oder ganze Kommissionen von Station zu Station durch die Werkstatt. In einer Serie stellt Willi Brokbals vier Gruppen vor: Platten-, Kommissionierwagen, Hubtische/-wagen sowie Hordenwagen. Teil 3: Hubwagen.

Vor allem Handarbeitsplätze in der Schreinerei sind oft nicht mehr ortsgebunden, sondern mobil. Sie lassen sich dorthinschieben, wo die Arbeit anfällt und nehmen im Idealfall die Werkstücke gleich mit. Werkstücke sind von A nach B, wieder zurück nach A und dann nach C und D zu transportieren. An verschiedenen Stationen sind sie zu bearbeiten oder zusammenzufügen. Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, braucht man ergonomische, gut handhabbare Transportmittel: Hubtische. Als ständiger Begleiter eines Werkstücks oder einer Kommission dienen sie auf eine ergonomische Höhe eingestellt als Transportmittel und Werkbank gleichermaßen.

Hubwagen oder -tisch?

Auf der Ligna 2017 habe ich aus der Vielfalt der Transportmittel die Hubtische ohne Aufbauten, jedoch mit Platte gesucht und eingehend betrachtet. In dieser Folge stelle ich ihren grundsätzlichen Aufbau und die Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen vor. Es ist grundsätzlich problematisch, für eine Sache unterschiedliche Begriffe zu verwenden. In diesem Fall wird je nach Hersteller zwischen Hubtisch und Hubwagen unterschieden: beide meinen dasselbe. Da die Höhenverstellung nach dem Scherenprinzip funktioniert, heißen sie auch Scherenhubtische/-wagen. Korrekt wäre wohl die Bezeichnung mit dem Wortungetüm Scherenhubwagentisch. Im Text bleibe ich jedoch bei dem Begriff Hubtisch.

Der prinzipielle Aufbau der Hubtische ist immer gleich. Die Feinheiten außer Acht gelassen, besteht er aus vier Stahlrohrrahmen, einem Hubzylinder mit Fußpedal, vier Rollen und einer Auflageplatte. Zwei ineinanderliegende Rahmen bilden ein X, das an den Bewegungsablauf beim Betätigen einer Schere erinnert: Weisen die Spitzen nach oben und ist die Schere geschlossen, hat sie die volle Länge. Das entspricht der maximalen Höhe beim Hubwagen. Werden die Schenkel geöffnet, verringert sich die Spitzenhöhe der beiden Schenkel. Mit der maximalen Öffnung, der als Schenkel dienenden Rahmen, hat der Hubwagen dann den tiefsten Punkt erreicht. Beide scherenförmig angeordneten Rahmen sind mit je einer festen und einer in Langlöchern verschiebbaren Drehachse mit dem Sockel- und dem Tragerahmen der Arbeitsplatte verbunden. Drehachse und Gleitpunkte liegen jeweils an derselben Seite des Gestells übereinander. Das ermöglicht das Heben und das Senken der X-Rahmen mit einem Hydraulikzylinder. Die Lagerkonstruktion bewirkt, dass die Auflageplatte parallel zum Sockelrahmen verfährt, der mit vier untergeschraubten Rollen die ganze Einheit fahrbar macht.

Drei Hersteller auf der Ligna

Von mehr als 1500 Ligna-Ausstellern zeigten lediglich drei die besagten Hubwagen für den schreinereitauglichen Einsatz: Barth, Beck und Felder.

Barth. Barth bietet drei Hubtischvarianten an, die in der Typenbezeichnung auch die maximale Tragkraft nennen: »H 300« (Hubtisch mit 300 kg Tragkraft), »H 300 XL«, »H 500«. Der leichte 300er-Hubtisch mit lackierter Multiplexplatte (1250 × 740 x 24 mm) wiegt 85 kg und ist bei geringem Platzbedarf sehr wendig. Wer ihn überwiegend zum Transport nutzt, wählt eine Platte mit Griffschlitzen, die leichtes und sicheres Manövrieren ermöglicht. Barth bietet Tischverlängerungen und -verbreiterungen an: Jeweils einen Multiplexstreifen, der rechts und links mit einem Vierkantrohr verbunden, in Stahlprofilen unter der Arbeitsplatte gleitet.

Wie auch bei seinem XL-Bruder (2000 × 1000 × 24 mm, 180 kg) hat der H 300 vier arretierbare Lenkrollen, von denen sich die beiden an der Schmalseite des Wagens im 90°-Winkel zur Längs- und Schmalseite feststellen lassen. Das gibt Spielraum bei der Handhabung für unterschiedliche Transportaufgaben. Die Rollen (Ø 125 mm) haben PUR-Radkörper mit Belägen aus Hartkunststoff oder Spezialgummi, die kleine Hindernisse leicht überrollen können. Für die Höhenverstellung stellt Barth zwei Systeme zur Auswahl: Zum einen die hydraulische Verstellung mittels Zylinder per Fußpedal. Es wird je Wagentyp entweder an einer oder beiden Längs- oder Stirnseiten betätigt. Zum anderen eine elektromotorische Höhenverstellung über Gewindespindel. Der dafür erforderliche, von einem Akku angetriebene Motor lässt sich über Fußtasten unterhalb des Grundgestells bedienen. Laut Barth hat sich die motorische Verstellung bereits zur Standardlösung entwickelt.

Ob die Gesamtkonstruktion eines Hubtisches solide ist, zeigt sich besonders dann, wenn die maximale Tischhöhe erreicht ist. In dieser Position sind die Lagerabstände, die mit zunehmender Höhe kürzer werden, am geringsten. Sicherlich ist ein auf der Messe durchgeführter Test nicht so aussagekräftig wie einer im betrieblichen Alltag, doch wirkten alle Hubtische selbst bei maximaler Höhe sehr verwindungssteif. Immerhin reicht der Verstellbereich bei den kleineren Modellen von 490 bis 1050 mm und beim 500 kg tragenden Wagen von 500 bis 1200 mm.

Beck. Auch bei der Firma Beck lässt sich über den Namen auf die Traglast schließen: Der »HS 300« trägt maximal 300 kg. Dies ist das kleinste Modell im Sortiment und hat eine 970 × 590 mm große Arbeitsplatte. Die Varianten »HS 300-midi« (1200 × 740 mm) und »HS 300-groß« (1900 × 740 mm) ergänzen es. Die schwereren Modelle sind 2000 kg belastbar. Als Arbeitsplatten zeigte Beck die Ausführungen mit geölter, 30 mm dicker Buche Multiplexplatte und glatter, farbig lackierter Metallfläche. Weitere Ausführungen seien erhältlich. In der Standardausstattung haben alle Tische vier Schwenkrollen (Ø 128 mm) von denen zwei feststellbar sind. Griffschlitze, die das Verfahren einfacher machten, sind nicht vorgesehen. Bei den schwereren Ausführungen gibt es teilweise große Bügel, die das Schieben erheblich vereinfachen, doch schränkt der starre, am Grundrahmen befestigte Bügel die Nutzung der Arbeitsfläche ein.

Die Schere lässt sich mit einem Hydraulikzylinder, der durch Treten des großzügig ausgelegten Fußhebels mit Druck beaufschlagt wird, einfach heben und senken. Wahlweise kann die Funktion des Fußpedals eine akkubetriebene Hydraulikpumpe übernehmen, die unter einer Stahlplatte im Fußgestell sicher untergebracht ist. Das kabelgebundene, handliche Bediengerät, mit dem sich die Tischhöhe von 400 mm auf 1010 mm Verfahren lässt, wird nach Gebrauch von Magneten am Tischgestell gehalten. Auch bei maximaler Tischhöhe lässt sich der Hubtisch ohne fühlbare Verwindung bewegen: Eine solide Konstruktion.

Felder. Wie schon beim Wettbewerb, steht die Typbezeichnung auch bei Felder für die maximale Hubkraft. So wird aus dem Felder-Arbeitstisch mit 300 kg Traglast der Typ »FAT 300«. Daneben gibt es die Modelle »FAT 300 S« und »500 S«.

Alle Hubtische werden in der Standardausführung ohne Platte angeboten, da laut Felder viele Schreiner ihre eigene Platte montieren wollen. Wird die Multiplex-Platte mitbestellt, ist sie in der kleinsten Ausführung 1200 × 740 × 21 mm groß, hat an einer oder beiden Schmalseiten zwei Griffschlitze und ist lackiert. Neben den glatten Tischflächen werden noch Funktionsplatten mit Lochraster und Nuten angeboten. Der kleine Hubtisch hat vier gebremste Lenkrollen (Ø 100 mm) mit Vollgummibelag, die schwereren Tischausführungen haben zwei Bock- und zwei Lenkrollen (Ø 125 mm) mit einer Lauffläche aus Schwerlastgummi.

Schnell- und Lasthub

Die Höhenverstellung von 405 auf 1000 mm (FAT 300) leistet ein Hydraulikzylinder, der an der Schmalseite über einen Fußhebel betätigt wird. Bei den Modellen FAT 300 S (445 bis 1040 mm) und 500 S (470 bis
1075 mm) sind die als große Wippe ausgeführten Bedienhebel an beiden Längsseiten angebracht. Der Hubtisch mit 500 kg Traglast hat zwei Hydraulikzylinder, die eine Umschaltung von Schnellhub auf Lasthub ermöglichen. Wird eine bestimmte Last erreicht, schaltet das System automatisch um und hebt den Tisch nicht mehr mit dem vollen Hubweg, sondern mit geringerem Hub, aber mit größerer Kraft. In der Verwindungssteifigkeit der Hubtische unterscheidet sich Felder nicht vom Wettbewerb, jedoch beim Heben und Senken der Arbeitsflächen: Eine akkubetriebene Variante ist nicht im Programm.

Aufbaufähiges Angebot

Das gut zu überschauende Angebot an Hubwagen- oder -tischen bietet jeder Schreinerei die Möglichkeit, ergonomische Transportmittel und/oder Arbeitsplätze zu nutzen. Besonders im Bereich der Aufbauten bieten Spezialisten wie Ruwi oder Mink Bürsten ein breites Spektrum weiterführender Ergänzungen und Lösungen.


Willi Brokbals, Fachlehrer an der
Meisterschule Ebern, berichtet in dds immer
wieder über Maschinen und Technik für Tischler und Schreiner. Auf der Ligna befasste er sich
mit dem Thema Materialfluss.


Kontakt

Barth GmbH, 84550 Feichten
www.barth-maschinenbau.de

Reinhold Beck Maschinenbau GmbH, 72505 Krauchenwies
www.beck-maschinenbau.de

Felder KG, A 6060 Hall in Tirol
www.felder-group.com

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