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Auftrieb für alte Hasen

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Auftrieb für alte Hasen

Mehr Alte, weniger Junge, so sieht die Zukunft in Deutschland aus. Werden im Handwerk bald die Fachkräfte knapp? Katrin Dackow interpretiert die wichtigsten Fakten der Bevölkerungsstatistik.

Katrin Dackow, Referentin für Demografie, Zukunfts-Initiative Handwerk NRW

Über viele Jahre konnten sich Tischler- und Schreinerbetriebe kaum retten vor qualifizierten Bewerbern um Lehrstellen. Dennoch startet die Branche nun eine Kampagne, um ihr Image unter den jungen Leuten aufzumöbeln. Der Grund: In Deutschland wird die Bevölkerungszahl wie in vielen europäischen Ländern deutlich abnehmen. Die Sterberate liegt erheblich über der Geburtenrate; das Minus kann inzwischen auch nicht mehr durch die Zuwanderung ausgeglichen werden. Das Statistische Bundesamt geht von derzeit ca. 81,7 Millionen Bundesbürgern aus. Es prognostiziert, dass es im Jahr 2020 nur noch 79,9 Millionen sein werden, 2030 noch 77,4 Millionen.
Parallel zum Bevölkerungsrückgang gibt es eine gravierende Verschiebung in der Altersstruktur. Zum einen wird die Anzahl der Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren, also der potenziellen Auszubildenden, zwischen 2008 und 2030 von 15,6 Millionen auf knapp 13 Millionen sinken. Auch die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 20 Jahren bis 65 Jahren wird von 50 Millionen auf 42 Millionen weiter abnehmen. Auf der anderen Seite erhöht sich die Zahl der über 65-Jährigen von 16,7 Millionen auf 22,3 Millionen – nicht zuletzt dank der steigenden Lebenserwartung.
Beide Entwicklungen werden sich direkt auf das Arbeitskräfteangebot im Handwerk auswirken. Man darf sich nicht davon täuschen lassen, dass das Gros der Mitarbeiter der Holzbranche derzeit zwischen 20 und 40 Jahre alt ist. Tischler und Schreiner jenseits der 50 werden mittelfristig keine Minderheit mehr sein. Langfristige Personalplanung ist daher auch für kleine und mittlere Handwerksbetriebe wichtig. Ausbilden, systematisch nach Fachkräften suchen, qualifizierte Mitarbeiter halten, so heißt die Devise.
Verließen 2005 noch knapp 960000 Jungen und Mädchen die Schule, werden es 2020 fast 20 Prozent weniger sein und auf den Osten bezogen sogar 40 Prozent. Immer mehr Schüler streben die Hochschulreife an. Die Konsequenz: Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen geht zurück, der Kampf um die besten Köpfe wird sich verschärfen. Damit die Ausbildung im Handwerk weiterhin als Berufsweg in Betracht gezogen wird, will die Imagekampagne des Handwerks für die »Wirtschaftsmacht von nebenan« begeistern. Die Kampagne des BHKH »Tischler versus Schreiner« zielt in die gleiche Richtung.
Die Älteren fit halten
Die altersgerechte Gestaltung der Arbeit, heute noch seltener Luxus, wird künftig selbstverständlich werden. Dazu zählen gesundheitsfördernde Maßnahmen und kontinuierliche Weiterbildung. Nur so können Mitarbeiter ein Berufsleben lang ihren Teil zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Dem sollte die Motivation zur Karriere im Betrieb und entsprechende Entlohnung gegenüberstehen.
Nur wer damit eine gute persönliche Perspektive verbindet, wird sich auch in fortgeschrittenem Alter für Neues offen zeigen und bereit sein, die Schulbank zu drücken. Wissenschaftler bescheinigen älteren Menschen die uneingeschränkte Möglichkeit, Neues zu lernen. Diese ist jedoch stark von Niveau und Umfang der bisherigen Lernanforderungen im Arbeitsleben abhängig. Man kann also nicht früh genug anfangen, Mitarbeiter zu fördern und zu fordern. Dazu gehört auch eine von Wertschätzung geprägte Unternehmenskultur mit regelmäßigen Mitarbeitergesprächen und wo möglich flexiblen Arbeitszeiten. Die Alten sind dabei nicht zwingend Lückenbüßer für fehlenden Nachwuchs im Betrieb. Die ebenfalls zunehmend ältere Kundschaft schätzt durchaus die Umgangsformen und Sicherheit älterer Mitarbeiter. Wenn also jetzt die Zeichen der Zeit erkannt werden, können künftig die Betriebe des Handwerks mit altersgemischten Teams, in denen jeder an den Stärken des anderen teil hat, der demografischen Entwicklung gelassen die Stirn bieten.
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