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An einem Strang ziehen
Hubert Flaig praktiziert ein ebenso simples wie effektives System, um seine Mitarbeiter am Erfolg zu beteiligen. Mittlerweile hat er mehr als fünf Jahre Erfahrung mit diesem Modell. Lesen Sie, warum er nach wie vor davon überzeugt ist.
Hubert Flaig führt eine Schreinerei mit 45 Mitarbeitern in Hardt im Schwarzwald. »Irgendwann hatte ich es einfach satt, dieses ewige Gegeneinander von Chef und Mitarbeitern« beschreibt er seine Motivation, über ein Beteiligungsmodell nachzudenken. Dass müsste doch auch anders gehen, dachte er sich und entwickelte vor rund fünf Jahren eine einfache Systematik. 30 Prozent vom Gesamtertrag jedes Auftrages gehen an die Mitarbeiter. Der Schlüssel, nach dem der Betrag aufgeteilt wird, richtet sich nach den Stunden, die der Mitarbeiter an dem Auftrag gearbeitet hat.
Ein (etwas vereinfachtes) Beispiel: Ein Auftrag über 10000 Euro hat einen Ertrag von 10 Prozent, also 1000 Euro erbracht. 30 Prozent davon, also 300 Euro gehen an die Mitarbeiter. Es sind 150 Arbeitsstunden angefallen. Pro Arbeitsstunde werden jetzt 300/150 = 2 Euro gutgeschrieben. Geselle A hat 80 Stunden an dem Auftrag gearbeitet, er bekommt demnach 80 x 2 = 160 Euro; Geselle B 60 Stunden, ergibt 120 Euro. Die zehn Stunden, die in der AV angefallen sind, bleiben außen vor, da die Meister und leitenden Mitarbeiter bei Flaig über eine einmalige Jahresprämie am Erfolg beteiligt werden.
Vom Mitarbeiter zum Mitdenker
Die auf die beschriebene Weise zusammenkommenden Beträge werden auf den Abrechnungen ausgewiesen. So bekommt der Mitarbeiter jeden Monat zu seinem eigentlichen Lohn einen ordentlichen Betrag dazu. Hubert Flaig: »Der Vorteil des Systems liegt zum einen darin, dass der Mitarbeiter unmittelbar spürt, wenn (durch sein zutun) ein Auftrag gut gelaufen ist. Zum anderen ist auf diesem Weg die Materialseite mit berücksichtigt: Je sorgsamer mit dem Material umgegangen wird, desto eher wird das Ertragsziel erreicht.« Außerdem führt es dazu, dass die Mitarbeiter auf der Baustelle genau überlegen, was im Auftrag eingeschlossen ist und was Rapportleistungen sind – und das auch entsprechend notieren.
Die Prämie rechnet sich selbst
Der Clou des Flaig-Modells ist jedoch noch ein ganz anderer: Es trägt sich nämlich selbst! »Im Prinzip zahle ich das aus, was die Mitarbeiter durch Eigenmotivation und höhere Produktivität erwirtschaften« stellt Hubert Flaig fest. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Zeiten im Betrieb vernünftig erfasst werden und jeder Auftrag nachkalkuliert wird. Dann jedoch »dauert die Prämienberechnung nicht mehr als zwei Minuten pro Auftrag.«
Als weiteren Baustein des Entlohnungsmodells zahlt Flaig für seine Beschäftigten jährlich einen Betrag in eine betriebseigene Pensionskasse ein. Außerdem können die Mitarbeiter Überstunden und Urlaubstage steuer- und sozialabgabenfrei auf ihr eigenes Pensionskonto übertragen.
Im Durchschnitt setzt sich also der Lohn eines Mitarbeiters aus rund 80 Prozent Zeitlohn (= marktüblicher Lohn mit unterschiedlichen Zulagen, mindestens aber Tariflohn), 10 Prozent Prämie und 10 Prozent Pensionsleistung zusammen. »Ich bin froh um jeden Euro, den ich als Prämie an meine Mitarbeiter auszahlen darf« sagt Hubert Flaig, »denn das heißt, dass der Betrieb wirtschaftlich arbeitet und Erfolg hat«.
Seine Azubis motiviert Flaig übrigens auf besondere Weise: sie erhalten zu Beginn der Ausbildung ein Abonnement von dds. HJG
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