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80 Prozent sind Standard

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80 Prozent sind Standard

Sind Korpusgeneratoren die Killer planerischer Eigenständigkeit? Fragen an Wolfgang Thorwesten, Geschäftsführer der Horatec GmbH, der zusammen mit Egger Holzwerkstoffe das Planungsmodul »Roomdesigner« entwickelt hat.

Wolfgang Thorwesten ist Geschäftsführer der Horatec GmbH www.horatec.de

Herr Thorwesten, was sind individuelle Möbel? Ist individuell, was über die weitgehend standardisierten Korpusmöbel hinausgeht?
Schreiner und Tischler stehen vor der Herausforderung, Individualität und Qualität zu bezahlbaren Preisen liefern zu müssen. Individualität sieht aus der Sicht eines Endverbrauchers oft anders aus als für den Handwerker, der oftmals die vielen Konstruktionsmöglichkeiten eines Korpus als individuell ansieht. Für den Endverbrauchers ist es unerheblich, wie tief eine Rückwand zurückspringt. Der Gesamtentwurf ist entscheidend.
Mit anderen Worten: Standard dort anbieten, wo nicht mehr als Standard erwartet wird?
Vergleicht man die Fertigung einer handwerklich hergestellten Küche mit der einer industriell hergestellten Küche, so befindet sich das Handwerk durch immer neue Beschläge, Einbaugeräte und weitere neue Produkte permanent im Musterbau. Unser Ziel ist es, 80 Prozent der Aufträge in 10 Prozent der Zeit zu realisieren und die Vermarktung handwerklicher Leistung zu unterstützen.
Beim Kunden werden also keine Sonderlösungen gezeigt, sondern preiskonformer Standard, der auch anderswo erhältlich ist. Macht sich der Handwerker hier nicht selbst Konkurrenz?
Mit dem »Roomdesigner« haben wir Holzwerkstoffe und Beschläge zu einem elektronischen Verkaufsprospekt für Tischler und Schreiner entwickelt. Endverbraucher wollen sehen, was sie später für ihr Geld bekommen, deshalb muss die Leistung kommuniziert werden. Gedruckte Verkaufsprospekte sind eher ungeeignet, da man hiermit nicht auf die konkrete Situation beim Kunden eingehen kann. Der Roomdesigner ist die erste ganzheitliche Softwarelösung, die Produkte von Egger, Blum, Hettich und weiteren führenden Herstellern auf einer Plattform vereint und damit die Chance bietet, auf der Basis von Markenprodukten die eigene Leistungsfähigkeit zu transportieren. Die Zulieferer haben erkannt, dass der Absatz ihrer Produkte nur über den Erfolg des Handwerks funktioniert. Nur wer Aufträge hat, benötigt auch Platten und Beschläge.
Was beim Kunden gezeigt wird, ist dann aber alles andere als individuell.
Natürlich können Sie vordefinierte Möbelbibliotheken als 0/8/15-Stil bezeichnen. Nimmt man aber die Vorteile wie Planungssicherheit durch hinterlegte Stammdaten renommierter Hersteller, schnelle Visualisierung für den Kunden, einfache Planung und Bedienung des Programms, stellt sich die Frage, ob die völlig freie Konstruktion eher zum Ziel führt. Ein Planungswerkzeug hat immer Grenzen, um die technische Machbarkeit sicherzustellen und Planungsfehler zu vermeiden oder dem Bediener die verfügbaren Produkte der Zulieferer schon bei der Planung anzuzeigen.
Macht der Roomdesigner CAD-Programmen als Planungshilfe Konkurrenz?
Die professionellen CAD-Systeme sind nicht das Problem, sondern deren aufwändige Bedienung und die notwendige intensive Einarbeitung. Viele Anwender nutzen nur einen Bruchteil der Möglichkeiten, andere kaufen ein CAD-Programm in dem Glauben, in wenigen Stunden fit zu sein, und nutzen es dann gar nicht. Totale Individualität lässt sich nicht mit fünf Mausklicks umsetzen!
Nochmal nachgefragt: Ist es nicht gerade Individualität, mit der Handwerker bei Kunden punkten können?
Das Tischler- und Schreinerhandwerk hat in den letzten zehn Jahren rund 100000 Beschäftigte verloren. Es ist notwendig darüber nachzudenken, wie diese Entwicklung aufzuhalten ist. Der Weg führt nach meiner Überzeugung nur über eine bessere Vermarktung der eigenen Leistung und Optimierung der Prozesskosten, indem wiederkehrende Arbeiten standardisiert werden.
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