Der Reißlackeffekt schafft organisch anmutende Strukturen. Auf Holz wirkt er nicht nur optisch, sondern auch haptisch. Hervorragend lässt sich dieser Effekt auch hinter Glas applizieren. Dominik Schwaiger zeigt Schritt für Schritt, wie das geht.
Dominik Schwaiger, Adler-Werk GmbH & Co. KG, Schwaz/Österreich
Als Küchenrückwand und Möbelfront ist Glas im modernen Wohndesign allgegenwärtig. Kein Wunder, denn das schlichte Material ist ein wahrer Verwandlungskünstler – mit der richtigen Lackiertechnik. Organische Strukturen oder die Optik von rissigem Leder etwa lassen sich mit Lack aufs Glas zaubern. Adler hat hierfür einen Systemaufbau entwickelt. Der Tischler und Schreiner kann diesen sowohl hinter Glas verwenden oder zusätzlich haptisch erlebbar auf einer Holzfläche. Schritt für Schritt zeige ich, wie man den trendigen Reißlackeffekt auf Glasflächen erfolgreich realisiert.
Schritt 1 – Untergrund vorbereiten. Bei der Glaslackierung ist ein sauberer Untergrund besonders wichtig. In der Regel wird die Feuerseite lackiert, aber Achtung: Bei Floatglas wird auf der Zinnseite, nicht auf der Feuerseite gearbeitet. Entfetten Sie die Glasscheibe mit »Waschverdünnung« von Adler oder mit sauberem Aceton. Reinigen Sie die Fläche anschließend mit »Clean«-Grundreiniger und wischen Sie sie sorgfältig und staubfrei trocken.
Schritt 2 – Decklack. Bei der Glaslackierung muss der Schreiner das Pferd quasi von hinten aufzäumen – schließlich wird die Hinterseite des transparenten Materials beschichtet. Sie beginnen also mit dem Decklack: Härten Sie »Pigmotop« im Glanzgrad 100 mit 20 Prozent »PUR«-Härter ab. Für eine bessere Haftung auf dem glatten Untergrund geben Sie noch fünf Prozent »Pigmofix G« hinzu. Das ist wichtig, damit die Fläche später gut beanspruchbar ist. Jetzt erfolgt der erste Lackauftrag mit der Becherpistole. Dann lassen Sie die Fläche zwei bis maximal fünf Stunden bei Raumtemperatur trocknen.
Schritt 3 – Reißlack. Nun geht es ans Eingemachte: die feinen, die organische Struktur erzeugenden Risse. Verdünnen Sie »Reißlack« im gewünschten Farbton mit 20 bis 25 Prozent »DD-Verdünnung« und tragen Sie ihn mit der Becherpistole auf. Ich habe mich für den Farbton RAL 8011 (Nussbraun) entschieden, da Reißlack in Brauntönen eine trendige Lederoptik erzielt. Achten Sie auf einen gleichmäßigen Auftrag, da die Feinheit des Rissbildes von der Schichtstärke des Reißlackes abhängig ist. Bei einem dünneren Auftrag entstehen feinere, bei einem dickeren Auftrag gröbere Risse. Für eine organische oder Lederoptik sollten Sie feinere Risse machen, also den Reißlack dünn auftragen.
Schritt 4 – Risse. Nun heißt es entspannen und vielleicht ein paar Stunden auf echtem Leder in Form einer Couch verbringen: Während der Trockenzeit von wiederum zwei bis fünf Stunden entstehen durch die unterschiedliche Trocknungsspannung der beiden verwendeten Lacke die für diesen Effekt charakteristischen Risse.
Schritt 5 – Basisfarbton. Sie haben die Risse, jetzt brauchen Sie die Kontrastfarbe, um den Effekt auf Glas sichtbar zu machen. Ich verwende den Farbton Signalbraun (RAL 8002). Mischen Sie »Pigmopur« wiederum mit 20 Prozent »PUR«-Härter und fünf Prozent »Pigmofix G« ab. Auftragen, trocknen lassen, fertig! Nach drei Tagen kann die Glasfläche mit geeigneten Montageklebern befestigt werden.
Das Ergebnis. Darum werden sich die Kunden reißen: Mit der Reißlack-Glasfläche setzen Sie starke Akzente. Als spannendes Detail bei einem Möbel kommt der Effekt besonders gut zur Geltung, beispielsweise in Kombination mit einer schicken Ledercouch und Eichenmöbeln im Wohnzimmer. Setzen Sie den Effekt nicht zu großflächig ein, die Stärke liegt im Detail.
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