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Holzverbindungen im Fensterbau

Holzverbindungen im Fensterbau
Holzverbindungen im Fensterbau

Die Werkstatttür ist kaputt und muss ersetzt werden. Zunächst will dds-Autor Dirk Schellberg die Tür zügig nachbauen. Doch dann beschließt der Tischlermeister und Gestalter, einiges anders zu machen, als üblich …

Kindererziehung ist manchmal ein schmerzlicher Prozess. Mein Sohn hatte beschlossen, mich durch stetes Klingeln an meiner Büroeingangstür zu ärgern. Ermahnen half nicht. Genervt machte ich meinem Ärger dadurch Luft, dass ich die Tür ziemlich wütend hinter mir zu knallte. Es geschah, was geschehen musste: die durchgehende Scheibe sprang diagonal, die drei aufgeklebten Sprossen waren leider nur gestalterisch wertvoll. Bei vier einzeln verbauten Scheiben wäre das wohl nicht passiert.

An diesen Vorfall erinnerte ich mich, als im vergangenen Jahr die benachbarte, baugleiche Eingangstür zur Werkstatt (massiv Fichte vom Kollegen) nach nur 15 Jahren verfault und mit blinder Isolierverglasung ersetzt werden musste.

Gewohntes in Frage stellen

Zunächst wollte ich zügig eine neue Tür nachbauen. Beim Zeichnen am CAD beschloss ich dann aber, einiges anders zu machen. Warum eigentlich kommen glasteilende Sprossen heute nur noch selten zum Einsatz? Zum einen sind die Herstellungskosten höher, zum anderen werden die Sprossen durch die schweren Isoliergläser unverhältnismäßig breit. Um Altbauten auch optisch stilgerecht zu sanieren, bleibt häufig nur das Aufkleben der schmalen Sprossen. Meine Idee war also, relativ schmale Sprossen zu behalten und trotzdem eine Einzelverglasung zu gewährleisten.

Nach einigem Nachdenken kam ich zu dem Schluss, Sprossen und Glasleisten zum statischen Element der Tür zu machen.

Die CNC macht vieles möglich

Im Möbelbau verlagern sich Brüstungen dank der CNC-Technik in die Korpusse bzw. Rahmen, dadurch wird die Statik erhöht. Normale Sprossen werden an der Brüstung abgesetzt. Der Schreiner muss sie entweder dübeln oder mit Zapfen versehen. Wird die Sprosse stark der Witterung ausgesetzt, geht diese Brüstung auf, Wasser dringt ein und die ganze Kraft liegt auf dem Dübel oder Zapfen. Die CNC-Technik macht es möglich, Massivholztüren heutzutage etwas anders zu bauen.

Das von mir angewendete Sprossenprofil hat außen umlaufend eine Schräge von 15°. Die Frontseite der Sprosse fügt sich praktisch wie eine Gratleiste in die ausgefräste Tasche des Stollens. Der Steg in der Mitte bildet den Zapfen. Arbeitet das Material, gibt es keinen Spalt und wenn doch, wird eindringendes Wasser zumindest von der oberen Schräge abgeleitet! Zudem erhalte ich viel Leimfläche.

Auf der Innenseite habe ich mich dafür entschieden, die Glasleiste ebenfalls in die Stollenbrüstung zu integrieren. Sind die Scheiben eingesetzt, werden die Glasleisten einfach auf die Mittelstege geschoben und von oben bzw. unten mit diesen verschraubt. Dadurch entsteht ein 60 mm hoher Verbund, der die Last der Isolierverglasung mit mehrfacher Sicherheit tragen kann. Die von mir gewählte Ausführung lässt sich durchaus noch variieren und minimieren.

Warum gehen die Stollen durch?

Ich habe mich schon immer gefragt, warum die Stollen bei massiven Haustüren meistens nach oben durchgehend ausgeführt sind. Stehende Feuchtigkeit kann durch das offene Hirnholz ins Innere gelangen. Da meine Tür in dieser Hinsicht generell mehr belastet ist, habe ich den oberen Querriegel durchgehend angeordnet. Feuchtigkeit kann nun nicht in irgendwelche Brüstungen gelangen. Auch hier habe ich die Brüstung konsequent versetzt. Dadurch entsteht ein kurzer Zapfen, der mit zwei 16er Dübeln im Stollen verleimt wird. Die Dübel sind seitlich versetzt, damit dem Stollen die Möglichkeit zum Schwinden und Quellen gegeben ist. Die äußere Brüstung wurde mit drei kleinen Dübeln gesichert. Von innen gibt es noch zusätzlich zwei Dübel, die vertikale Kräfte aufnehmen.

Durch den vorhandenen Rahmen im Tor war ich an die alten Beschläge gebunden. Da die Türe nun aus Eiche ist und mit 1,20 m Breite kein Leichtgewicht, habe ich ein zusätzliches Band montiert.

Nach eineinhalb Jahren extremer Westseitenbewitterung steht noch alles wie bei der Montage. Die Konstruktion hat sich bestens bewährt. Und Vater und Sohn sind auch weiser geworden …


Dirk Schellberg ist Tischlermeister und
Dipl.-Designer. Er betreibt das Gestaltungsbüro Memo Design in Finning/Oberbayern und ist seit 1995 als Dozent an der Fachakademie für Raum und Objektdesign in Garmisch tätig.

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