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Plattenwagen in der Schreinerei

Plattenwagen in der Schreinerei
Es geht auch ohne Muckis

Mit Rollwagen fördert eine Person allein große Platten, Werkstücke oder ganze Kommissionen von Station zu Station durch die Werkstatt. In einer Serie stellt Willi Brokbals vier Gruppen vor: Platten-, Kommissionierwagen, Hubtische sowie Hordenwagen. Teil 1: Plattenwagen.

Der Tischler und Schreiner muss ständig Material transportieren: vom Lager zur Säge, von dort zur Tischfräse, Bohrmaschine, zur CNC, oder zum Bekanter. Willi Brokbals, Fachlehrer an der Meisterschule Ebern, hat sich auf der Ligna über rollende Transportmittel informiert und stellt vier schreinerrelevante Gruppen vor: Platten-Transportwagen, Kommissionierwagen, Hubtische ohne An-und Aufbauten sowie Lack-Trockenwagen / Hordenwagen.

In dieser Folge geht es um den Plattentransport. Wer seine Platten nicht direkt aus dem Lager auf die Säge stellt oder legt, kann sich die Arbeit mit einem Schwenkwagen erleichtern. Mit einem Hebegerät zieht er die stehende Platte aus dem Lager auf das Schwenkgestell des Wagens und schiebt sie zur Formatkreissäge oder zur horizontalen Plattensäge. Dort pumpt er das Gestell hydraulisch hoch, kippt die Platte von Hand in die Waagrechte und schiebt sie auf die Maschine. Er schont den Rücken und braucht auch keinen Helfer. Drei Hersteller waren auf der Ligna vertreten: Felder, Rehnen und Schmalz. Letzterer hat jedoch kein Modell ausgestellt.
Hubtisch mit Schwenkrahmen
Die Firma Felder hat jetzt einen eigenen Plattentrans-portwagen entwickelt, der besonders für Betriebe mit kleiner Grundfläche zugeschnitten ist. Die rollende Basis bildet ein hydraulisch höhenverstellbarer Hubtisch mit 30 mm dicker Multiplexplatte. In diese sind an den Schmalseiten neben jeweils zwei großzügigen Griffschlitzen je zwei Aufnahmebohrungen eingebracht, in die die Haltebolzen des Plattenschwenkrahmens eintauchen. Mit Klemmhebeln gesichert, lassen sich Platten bis 250 kg transportieren. Möchte man den Hubtisch ohne Schwenkvorrichtung nutzen, wird nach dem Entfernen der Klemmhebel die Tischplatte abgesenkt bis die Haltebolzen freigegeben sind und das gesamte Stahlgestell gegen eine Wand gelehnt. Die pfiffige Lösung birgt bei genauer Betrachtung auch Nachteile, da der Hubtisch abgeräumt sein muss, sobald der Plattenrahmen in die Waagrechte geschwenkt wird. So ist weder der Schwenkrahmen noch der Hubtisch optimal zu nutzen. Auch die mit vier Schwenkrollen, zwei davon lassen sich blockieren, zu bewegende Masse ist auch ohne Zuladung enorm.
Die um 10° nach hinten geneigte Schwenkvorrichtung indes ist sehr überzeugend. Der Schwenkrahmen ist eine verwindungssteife Konstruktion aus Vierkantrohren an dessen Rückseite zwei kräftige Gelenke die Verbindung zum Tragrahmen herstellen. Die Fußtraverse, das ist das untere Vierkantrohr, hat an der Frontseite sieben Kunststoffrollen, die ein einfaches Verschieben der Platte ermöglichen. Ein Bund an der Vorderseite jeder Rolle verhindert das Abrutschen der Platten. Besonders leichtes Schieben bewirken die vielen Allseitenrollen, die mit leichtem Überstand in die Front der Vierkantrohre eingearbeitet sind und wie ein Lufttisch wirken. Das Verrutschen oder Herunterrollen während der Fahrt zur Säge verhindert eine mit dem Fuß zu betätigende Bremse. Sie hebt mit einer Gummiauflage die aufstehende Schmalfläche der Platte um wenige Millimeter höher als das Rollenniveau. Zum Schwenken wird eine Verriegelung, die ein ungewolltes Kippen verhindert, mit einem Klemmhebel entsichert und der Schwenkrahmen auf die Fläche des Hubtisches gedreht.
Gestell mit Wagenheber
Der »Plattenschwenkfix« von Rehnen ist schon lange auf dem Markt und muss sich nur mit wenigen Konkurrenten messen. Er ist auch bei Maschinenhändlern unter anderen Namen zu finden. Ein aus Vierkantrohren geschweißtes Gestell trägt den schwenkbaren Rahmen und ein hydraulischer Wagenheber ermöglicht das Heben der stehenden Platten auf etwa 340 mm vom Boden und das der liegenden auf einen Bereich von etwa 890 bis 1200 mm. Zwei Rollen im Fußgestell sollen das Aufschieben der Platten auf das untere Auflageblech des Schwenkrahmens erleichtern. Da das Auflageblech nur 670 mm lang ist und keine Aufkantungen hat, die das Abrutschen der Platte nach vorne verhindert, müssen lange Platten gut ausgemittelt werden, damit sie nicht kippen. Das Heben des gesamten Schwenkrahmens mit einem hydraulischen Wagenheber ist zwar simpel, doch befindet sich der mit der Hand zu bedienende Pumphebel nur etwa 200 mm über dem Boden, dicht hinter dem Schwenkrahmen. Mit dem lose aufgesteckten Pumphebel wird über eine kleine Drehbewegung das Hydraulikventil auf Heben oder Senken gestellt. Rutscht der Pumphebel dabei von der Halterung, muss er mit etwas Geschick wieder aufgesteckt werden. Zeitgemäß und ergonomisch wäre es, den Hebel in angenehmer Bedienhöhe und -position anzubringen oder das System auf die Verstellung per Fußpedal, das auch im beladenen Zustand gut zu erreichen ist, umzustellen. Auch das Entriegeln der Kippsicherung könnte mit wenig Aufwand einfacher gelöst werden. Statt mit hohem Kraftaufwand den vorgesehenen zylindrischen Griff zu drehen, erleichterte ein abgewinkelter Griff, ähnlich einem Türdrücker, diesen Vorgang ganz erheblich.
Pumphebel ist besser zugänglich
Was schon für den Plattenwagen von Rehnen gilt, gilt in vielen Punkten auch für den »PTS 250« von Schmalz, der auf der Ligna nur im Prospekt präsentiert wurde. Man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen wo die Konstruktionsunterschiede zwischen diesen beiden Produkten liegen. Deutlich anders ist hier jedoch die Position des Wagenhebers: steht er bei Rehnen parallel zur Front des Schwenkrahmens, ist er bei Schmalz um etwa 15° nach hinten gedreht. Das ermöglicht einfacheres Erreichen des Pumphebels, löst aber keines der anderen Probleme.
Fazit
Bei allen drei Herstellern sind Verbesserungen wünschenswert. So habe ich neben den erwähnten Schwächen Markierungen oder Einstellmöglichkeiten vermisst, die das wiederholte Einstellen auf eine bestimmte Höhen erleichtern. Wird der Plattenwagen z.B. zur horizontalen Plattensäge gefahren, der Schwenkrahmen auf das augenscheinlich richtige Niveau angehoben und gekippt, passiert es häufig, dass die Höhe noch nachjustiert werden muss. In diesem Fall kann man die Platte wieder zurück in die Senkrechte schwenken, damit man die Höhenverstellung erreicht oder man geht auf die Knie, kriecht unter die Platte und pumpt – im doppelten Sinne. Es gibt noch viel zu tun! Bitte packen Sie‘s an.

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Willi Brokbals, Fachlehrer an der Meisterschule Ebern, berichet in dds immer wieder über Maschinen und Technik für Tischler und Schreiner. Auf der Ligna befasste er sich mit dem Thema Matrialfluss.

Steckbrief

Willi Brokbals besuchte für dds die Messe Ligna und recherchierte nach Lösungen für den Materialfluss in der Werksatt.

Suche auf der Ligna
Suchen im Onlinekatalog der Ligna ist nicht einfach: Suchbegriffe wie Plattenwagen oder Plattensortierwagen ergaben keinen Treffer. Zum Kommissionierwagen erscheint nur Mink und zum Sortierwagen zwei Hersteller von Sägerwerksmaschinen. Der Begriff Transportwagen ergab immerhin eine Liste mit acht Herstellern, von denen vier Namen vielversprechend waren.
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