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Konstruktives Filzen

Gestaltung
Konstruktives Filzen

Im Rahmen der Projektreihe »Material als Designimpuls« haben sich Studierende der Innenarchitektur an der Hochschule Mainz Gestaltung mit dem technischen und gestalterischen Potenzial von Faserverbundstoffen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse sprechen für sich.

Prof. Bernd benninghoff, HS Mainz Gestaltung

Textile Faserverbundstoffe sind in den vergangenen Jahren zu einem hochinteressanten Werkstoff für Architekten und Produktdesigner geworden. Das von der Vliesindustrie entwickelte Material zeigt durch Kombination natürlicher und synthetischer Schmelzfasern exzellente akustische Eigenschaften, hohe Formstabilität bei geringem Gewicht und eine haptisch ansprechende, filzartige Oberfläche. Bisher vorwiegend als Plattenwerkstoff zur Schallabsorption eingesetzt, ist das Potenzial noch längst nicht ausgereizt. Die Möglichkeiten zu thermischer Verformung und der Einsatz diverser Weiterverarbeitungstechnologien eröffnen innovative Gestaltungsmöglichkeiten. Die Filzfabrik Fulda konnte als größter deutscher Hersteller von Vliesen und Filzen für eine Kooperation mit der Hochschule gewonnen werden. Das Unternehmen produziert den Faserverbundstoff Lanisor, der zu Experimentierzwecken kostenfrei zur Verfügung gestellt und auch für alle weiteren Entwicklungen verwendet wurde. Mit dem Tochterunternehmen M & K Filze kam zudem ein Partner ins Boot, der auf die technische Weiterverarbeitung des Materials spezialisiert ist. Im Laufe des Projekts wurde dann deutlich, dass zur dreidimensionalen Umformung einiger Produkte weitere spezialisierte Hersteller notwendig waren. So unterstützen auch die Firmen Pfeiffer und OWI das Projekt mit Presswerkzeugen und Vakuumtiefziehmaschinen.
Was kann das Material?
Diese Frage stand wie bei den vorhergehenden Projekten im Mittelpunkt der Entwicklungsarbeit. Bei einer einführenden Besichtigung der Filzfabrik konnten die Studierenden Herstellungsprozesse und Rohstoff hautnah erleben und hinterfragen. In den Modellbauwerkstätten der Hochschule wurde das Material dann in allen möglichen Prozessen bis an seine Grenzen getestet: Gebacken, gelasert, mit Ultraschall geschweißt, tiefgezogen, gefräst und geschlitzt … Um neue Verbindungen zu generieren, wurden Elemente gesteckt, geklebt, ineinander verflochten und miteinander verschmolzen – das alles in der Hoffnung, Impulse für die Entwicklung neuartiger Produkte zu gewinnen. Und tatsächlich: Schrittweise gingen die Materialexperimente in realisierbare Vorentwürfe über, die sich mit jedem Arbeitsschritt konkretisierten. Vielfalt und Qualität der Konzepte begeisterten die Design-Teams und Kooperationspartner gleichermaßen.
Im nächsten Schritt ging es um die planerische Durcharbeitung der Entwürfe – auch im Hinblick auf die optimale Zusammensetzung des Materials. Die meisten Prototypen wurden anschließend in den Kooperationsfirmen realisiert. Erst der Einsatz modernster Schneide- und Verformungstechnik sowie das Know-how der Industriepartner hat die tatsächliche Umsetzung ermöglicht.
Entstanden sind acht völlig unterschiedliche Produkte, die auf eigene Weise mit den Qualitäten des Ausgangsmaterials spielen. Die Prototypen wurden gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Ebert im Alten Weinlager des Zollhafens Mainz in Szene gesetzt, fotografiert und als Booklet dokumentiert. Das Fotoshooting über zwei Tage ließ die jungen Designer miterleben, welch großer Aufwand erforderlich ist, um Produkte erfolgreich in Szene zu setzen. Die abschließende Präsentation fand wie bei den vorangegangenen Projekten zur Kölner Möbelmesse statt. Inmitten der Exponate stand ein acht Meter langer Tisch, auf dem die vielfältigen Materialexperimente präsentiert wurden und der als attraktiver Treffpunkt zum Austausch über die Hochschule diente.

Material als Designimpuls
In der Projektreihe des Studiengangs Innenarchitektur an der Hochschule Mainz Gestaltung geht es um die experimentelle Auseinandersetzung mit einem Werkstoff und dessen Potenzial bei der Entwicklung von Möbeln und Raumobjekten. Unter der Leitung von Prof. Bernd Benninghoff haben sich die Studierenden bisher mit Glasfaser, Mineralwerkstoff, Polystyrol, Stahlfeinblech, Beton und Faserverbundstoff befasst, jeweils mit Unterstützung von Industriepartnern.

Optimale Bedingungen

Dank spezialisierter Projektpartner aus der Industrie konnten die Studierenden auf modernste Technik zurückgreifen.
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