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»Wir lieben das Entwerfen«

Innenausbau
»Wir lieben das Entwerfen«

Barbara und Karin Kleinbach betreiben eine Schreinerei mit Küchenhaus in fünfter Generation – mit ganz eigenem Charme. Ein Gespräch über das erfolgreiche Entwerfen ohne PC und CAD.

Nahe dem Albaufstieg an der A 8 Richtung München liegt das beschauliche Städtchen Weilheim unter Teck. Von Westen her kommend begrüßt einen am Ortseingang ein großes Werkstatt- und Ausstellungsgebäude mit der Aussage »Kleinbach – Design mit Genuss«. Die Schwestern Barbara und Karin Kleinbach betreiben das „Küchenhaus mit eigener Schreinerei“ in fünfter Generation. Die Küchenausstellung umfasst gut 500 m², die Schreinerei noch einmal die gleiche Fläche. Dazu kommen viele Nebenflächen, u.a. mit einem gut sortierten Furnier- und Massivholzlager.

dds-Redakteur Hubert Neumann führte das Gespräch mit Karin Kleinbach.
Frau Kleinbach, bei einem Küchenhaus mit Renommee in der Region erwartetet man moderne CAD-Arbeitsplätze. Hier sehe ich Zeichenbretter und Tuschestifte?
Karin Kleinbach: Das Entwerfen am Brett und das Kolorieren ist für mich das Allerschönste! Dabei beschäftigt man sich richtig intensiv mit einer Aufgabe. Das hat für mich etwas mit genießen zu tun, das macht unseren Beruf aus. Am Computer sitzt man zur Genüge mit Rechnungen schreiben, Buchhaltung und dem Kram.
War CAD nie ein Thema für Sie?
Wir haben uns das schon überlegt mit dem Computerzeichnen. Aber erstens macht es keinen Spaß und zweitens kostet es auch Geld. Zum Kolorieren und ergänzenden Zeichnen haben wir eine Halbtagskraft eingestellt. Das Geld geben wir lieber einem Mensch! Das denken vermutlich nicht mehr allzu viele, aber wir leben auch so gut von unserer Arbeit.
Wie ist Ihr Betrieb aufgestellt?
In der Werkstatt haben wir vier Schreiner und einen Lehrling, wir Schwestern sind im Büro und Verkauf. Barbara ist gelernte Schreinerin und war an der Möbelfachschule in Köln. Ich begann die Schreinerlehre, studierte dann Innenarchitektur. Als Teilzeitkraft unterstützt uns dabei eine Grafikerin, die auch Werbesachen macht.
Was für Kunden haben Sie und wie gewinnen Sie die?
Die Kunden kommen vor allem über Empfehlung. Von Bekannten, Freunden oder den Kindern von alten Kunden, die eine Küche von uns haben. Zeitungsinserate konnten wir stark einschränken. Durch die Empfehlungskunden sind wir gut und erfolgreich aufgestellt.
Gibt es einen bestimmten Ablauf?
Die Interessenten bringen meist einen Grundriss mit. Benennen ihre Vorstellungen, oft sind es Schränke bis zur Decke, ein U mit zwei Ecklösungen, usw. Aber ich will am Anfang gar nicht allzu viel Input, man wird dadurch eingeschränkt. Es geht für mich immer um den ganzen Raum, um ein durchgängiges Raumkonzept – eine Küche ist abhängig vom Raum. Das werden am Anfang immer vier, fünf total unterschiedliche Entwürfe. Daraus kristallisiert sich ein Lösungsansatz, mit dem vertieft weitergearbeitet wird.
Welcher Aufwand steckt im Erarbeiten von vier, fünf Entwürfen?
Ein Tag oder auch anderthalb Tage sind das schon. Den Grundriss habe ich im Kopf und das Weitere oder das Besondere fällt mir auch mal bei Nacht ein. Das entwickelt sich intensiv weiter. Zu Beginn ist es Standard, und dann bekommt es Dynamik, Kreativität: »Wow, ist das genial, mir ist doch noch etwas eingefallen …«
Sie leben in Ihrem Entwurf …
Absolut – und deshalb müssen wir so zeichnen, wie wir zeichnen und entwerfen! Das ist das Schöne! Entwerfen, Zeichnen, Ideen finden für einzigartige Lösungen. Das sind wir! Und damit begeistern wir zum Glück die meisten Kunden.
Würdigen die Kunden diesen Aufwand auch finanziell?
Wir benennen das. Ab 15 000 bis 20 000 Euro aufwärts beginnt eine Kücheneinrichtung bei uns. Kaufen die Leute die Küche, sind wir baubegleitend dabei. Auf der Baustelle, bei der Farb- oder Fliesenauswahl, beim Definieren eines Parkettbodens. Das gehört als Service dazu.
Bauen Sie die Küchen selbst?
Standardkorpusse kann die Industrie effizienter fertigen. Wir haben unterschiedlich aufgestellte Zulieferer. Rund 70 Prozent ist Handelsware. 30 Prozent kommt aus unserer Schreinerei, darunter Badmöbel, Schlafzimmer und Innenausbau.
Wer macht die Arbeitsvorbereitung?
Auch für die AV oder die Konstruktion gibt es kein CAD. Das was ich im Kopf habe, haben die Jungs draußen in der Werkstatt in den Händen! Die wissen, wie ich denke! Die brauchen keine Konstruktionszeichnung. Die wissen anhand des Entwurfsplans, wie das alles aussehen muss, und so bauen die das!
Völlig frei?
Ob die einen Lamelloverbinder oder einen Dübel einsetzen, ist ihnen überlassen. Das hat sich über die Jahre super eingespielt. Die sind genauso pingelig in den Details geworden wie ich (lacht). Die Jungs leben in der Überzeugung, dass sie alles entwickelt und gebaut haben – vergessen auch manchmal, dass die Ideen und Entwürfe von Barbara oder mir kommen, aber das ist gut so. Wir sind ein eingespieltes Team. Vielleicht sind wir ja die letzten Mohikaner der analogen Welt? Aber als solche leben wir gern und gut!

Steckbrief

Kleinbach – Design mit Genuß 73235 Weilheim an der Teck, www.kleinbach.de
Barbara Kleinbach, Schreinerin, Küchenfachberaterin und Betriebswirtin (FS) an der Möbelfachschule Köln
Karin Kleinbach, Dipl.-Ingenieur (FH) Innenarchitektur
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