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Die Handschrift des Bauherrn

Innenausbau
Die Handschrift des Bauherrn

Dieser Ausbau stammt zwar aus Tobias Gerwins Feder, trägt jedoch die Handschrift des Bauherrn. Der Kunde selbst hatte zunächst nur unkonkrete Wünsche geäußert. Geduldig hat Tomas Gerwin auch zwischen den Zeilen gelesen, was zum Bauherrn passt.

Der Kunde wollte das Dachgeschoss seines in den 1920er-Jahren errichteten Wohnhauses als Gästezimmer ausbauen. Durch Mundpropaganda wusste er, dass Tobias Gerwin in Neuss mit seiner Fünfmann-Schreinerei namens Holzintern sich darauf spezialisiert hat. Immerhin erzielt der Schreinermeister etwa ein Drittel seines Umsatzes mit AltbauAufträgen, bei denen er als Planer, Baustellenlenker und Koordinator sämtlicher Gewerke auftritt. Tatsächlich führte die Kundenanfrage bei dem Innenausbauer zum vollen und vor allem auch schnellen Erfolg. Nach einer längeren und gewissenhaften Vorbereitungsphase dauerte die Umsetzung vor Ort nur zwei Monate. Das Gästezimmer sollte viel Stauraum bieten und mit einer kleinen Teeküche, einem Kühlschrank, einem Fernseher und einem Badezimmer ausgestattet sein. Weiterhin hat sich der Kunde Parkett gewünscht. In Ergänzung dazu sollte die Firstpfette sowie statisch relevante Holzkonstruktionen sichtbar bleiben. Außerdem störte den Bauherrn ein vor die Giebelwand gemauerter, sich auf der rechten Seite nach oben verjüngender Kamin. Irgendwie sollte er verschwinden und dennoch in seiner Formensprache erhalten bleiben.

Die Erfüllung des einen Wunsches geht oft zulasten eines anderen. Tobias Gerwin hat die Konflikte offen mit dem Bauherrn erörtert und die Konsequenzen jeder Entscheidung realistisch dargestellt.
Die Schreinerei arbeitet häufig gewerkübergreifend. So konsultierte sie bereits in der Planungsphase Kollegen anderer Gewerke, zum Beispiel für das Dämmen des Dachs. Auch die Heizkörper stellten die Gewerke anfangs vor ein Problem: Normale Heizkörper vertrugen sich nicht mit dem Wunsch nach viel Stauraum und eine Fußbodenheizung hätte das Fußbodenniveau zu weit angehoben und den Raum merklich verkleinert. Die Lösung fand der Installateur: Heizkörper zwischen den Sparren hinter der Gipskartonplatte.
Wie so oft konnte der Bauherr auch bei diesem Projekt über grobe Eckvorgaben hinaus nicht exakt sagen, wie er sich den Ausbau vorstellt. Tobias Gerwin hat ein feines Gespür entwickelt, unausgesprochene Wünsche zwischen den Zeilen herauszulesen und in die Entwürfe einzubauen. So stand die grobe Richtung bald fest: in Trockenbautechnik ausgeführte, tapezierte und weiß gestrichene Dachschrägen bis zum First, mehrere große Dachflächenfenster, links einen nur 20 cm hohen Minidrempel, rechts in einen vielleicht 1,20 m hohen Drempel eingebaute, etwa 80 cm hohe Bücherregale und geradeaus, am Giebel, eine bis zum First hinaufreichende Schrankwand. Jetzt ging es an die Feinarbeit. Gerwin verfeinerte die Planung und legte dem Bauherrn immer wieder Skizzen, Zeichnungen und Modelle vor, sodass dieser seine eigenen Wünsche verwirklichen konnt .
Zum Ergebnis gehört eine ganz eigene Giebelschrankwand mit weiß lackierter, griffloser Front, einem Fernseher und einer Teeküchennische auf der rechten Seite. Die linke Seite der Nische und rechte Seite des Schrankfaches oberhalb des Fernsehers folgen der Schräge des hinter dem Schrank verlaufenden Kamins. Diese Schräge durchbricht die Ruhe und Ordnung des klar gegliederten Raumes und wirkt der Langeweile einer Schrankwand entgegen.
Tobias Gerwin hat dem Bauherrn für die Arbeiten der anderen Gewerke Kollegen vorgeschlagen, mit denen er oft zusammenarbeitet. Der Bauherr hat dem weitgehend zugestimmt, was den reibungslosen Ablauf erleichtert hat. Jeder Handwerker hat auf eigene Rechnung gearbeitet. Nur die Einbaumöbel sowie die Unterkonstruktion für den Drempel über dem Regal hat die Schreinerei selbst gefertigt.
Gerwin hat die Gewerke geschickt koordiniert, sodass ein luftiger Raum mit ganz neuer Atmosphäre entstanden ist, auf den Hausherr und Planer gleichermaßen stolz sind. –GM

Kontakt

Holzintern, Tobias Gerwin 41460 Neuss, www.holzintern.com
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