Gesellenstücke
Auf den zweiten Blick
Unser zweiter Beitrag zu den aktuellen Gesellenstücken der Innung Köln hebt Werke ins Rampenlicht, die sich hinter den zur Guten Form prämierten und belobigten Arbeiten (vgl. dds 7/2012, Seite 80) nicht zu verstecken brauchen.
Johannes Niestrath, dds-Redakteur
Manchmal wünsche ich der Jury die Chance auf einen zweiten Blick. Zum Beispiel auf die Kölner Gesellenstücke, zumal ich hier selbst Jurymitglied war. Wir sind nicht immer einvernehmlich zu einem Urteil gekommen, das ja davon abhängt, was eine Mehrheit sieht – und was nicht. Die ungewöhnliche Gestaltungsidee einiger Arbeiten haben wir auf den ersten Blick weder erkannt noch honoriert, das ist meine private Bilanz nach der zweiten Auseinandersetzung mit den Stücken im Rahmen unserer Veröffentlichung. Mit dieser Einschätzung möchte ich nicht die Jury abwerten. Eine Arbeit in ihrem Gestaltungsimpuls zu erkennen, ist eine heikle Angelegenheit – viel zu schnell wird Gesehenes in Design-Schubladen versenkt: Diagonale im Gestell? Ach ja, Eiermann. Wichtiger wäre zu erkennen, was neu ist, wozu wir noch keine fertige Assoziation haben. Goethe spricht vom »offenbaren Geheimnnis«: Es entzieht sich der Erkenntnis in dem Maße, wie wir auf unser Wissen fixiert bleiben.
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